New Work – alles Wissenswerte zum Megatrend

Der Megatrend New Work ist in aller Munde. Aber was verbirgt sich genau hinter dem Buzzword? Hier erfahren Sie alles über New Work-Themen und -Methoden und wie HR Unternehmen auf dem Weg in die neue Arbeitswelt begleiten kann.
Definition: Was ist New Work?
New Work steht nicht etwa für ein konkretes Arbeitsmodell, sondern für einen grundlegenden Wandel in der Arbeitswelt. Das Konzept stellt die Mitarbeitenden mit ihren Wünschen und Vorstellungen in den Mittelpunkt. In der neuen Arbeitswelt verfolgen Menschen sinnstiftende Tätigkeiten, haben mehr Freiheiten und können sich bei der Arbeit selbst entfalten. Arbeit wird so organisiert, dass Arbeitnehmende das tun können, was sie wirklich wollen.
Was ist der Hintergrund?
Entwicklungen wie die Digitalisierung, die Globalisierung, die weltweite Vernetzung und der demografische Wandel führen dazu, dass traditionelle Arbeitskonzepte, die auf die Zeit der Industrialisierung zurückgehen, nicht mehr zu unserer aktuellen Arbeits- und Lebensrealität passen. Diese starren Arbeitsstrukturen sind den Ansprüchen eines sich rasch verändernden Arbeitsumfelds schlichtweg nicht mehr gewachsen.
Menschen arbeiten nur für ihren Lebensunterhalt, müssen 9-to-5 anwesend sein und spielen abgesehen von ihrer Leistungserbringung keine Rolle in den starren, hierarchischen Strukturen von Unternehmen? Das war einmal!
In unserer heutigen Wissensgesellschaft kommt es nicht mehr darauf an, die immer gleichen Prozesse auszuführen. Mit Schema F kommt man in der modernen Arbeitswelt nicht mehr weit. Um neue Innovationen zu entwickeln, müssen Mitarbeitende selbstständig arbeiten und die nötigen Freiheiten bekommen. Genau hier setzt New Work an.
Und wie ist New Work nun entstanden? In den 1980er Jahren entwickelte Sozialphilosoph Frithjof Bergmann das Konzept aus dem Wunsch heraus, einen Gegenentwurf zum Kapitalismus zu schaffen –als Antwort auf die Automatisierung in den US-Automobilfabriken.
Do what you want, what you really, really want
Bergmann definiert „Freiheit” als zentralen Wert einer neuen flexiblen Arbeitsweise, die Menschen zur Selbstverwirklichung dient: Der Mensch ist dann nicht mehr das Mittel dazu, Aufgaben zu erledigen. Mit New Work wird das Verhältnis umgekehrt: Nun wird die Arbeit das Mittel für Menschen, sich zu verwirklichen. Das Konzept ist also eine Chance, das Verhältnis von Arbeit und Arbeitnehmenden zu harmonisieren.
Wir verbringen den Großteil unserer Zeit bei der Arbeit und gleichzeitig verschwimmen die Grenzen zwischen Beruf und Privatem durch die Digitalisierung immer mehr – das sogenannte Work-Life-Blending. Laut Bergmann sollte die Arbeit so gestaltet sein, dass Arbeitnehmende dort ihren individuellen Interessen nachgehen und das tun können, was ihnen wirklich etwas bedeutet. Im Idealfall ist Zeit, die wir bei der Arbeit verbringen, sogar ein Ersatz für Freizeitaktivitäten.
New Work, Arbeit 4.0 – wo ist da der Unterschied?
Oft werden New Work und Arbeit 4.0 synonym verwendet. Beide Begriffe beschreiben den grundlegenden Wandel der Arbeitswert durch die Megatrends Digitalisierung, Globalisierung, Vernetzung und den demografischen Wandel.
Dabei geht es bei New Work stärker um die Themen Sinnstiftung und Selbstverwirklichung.
Bei Arbeit 4.0 steht im Mittelpunkt, wie Unternehmen eine digitalisierte Arbeitswelt gestalten und bspw. Arbeitsweisen und die eigene Organisation verändern können, sodass Angestellte selbstbestimmter arbeiten.
Warum brauchen wir New Work?
Für Mitarbeitende und Unternehmen bringt New Work einige Vorteile und Chancen mit sich.
Angestellte sind keine bloße „Human Ressource" mehr. Ihre Wünsche und Vorstellungen stehen im Vordergrund.
In der neuen Arbeitswelt gehen Mitarbeitende gern zur Arbeit, weil sie dort das machen können, was ihnen Spaß bringt und Sinn stiftet.
Mitarbeiter:innen bekommen größere Freiheiten und Gestaltungsspielräume. Sie können ihre eigenen Ideen verwirklichen und Entscheidungen treffen – das motiviert!
9-to-5 und Anwesenheitspflicht ade – New Work bedeutet auch größere Flexibilität hinsichtlich Arbeitszeit und -ort. In Unternehmen, die New Work leben, können Mitarbeitende Beruf und Familie bzw. Privates besser unter einen Hut bekommen – dezentrales Arbeiten sei Dank.
New Work heißt Arbeit auf Augenhöhe. Keine hierarchischen Ansagen von oben, Teams kommunizieren offen und transparent. Und das stärkt den Teamspirit.
Für Unternehmen hat New Work positive Auswirkungen auf ihre Arbeitgebermarke: New Work-Merkmale wie dezentrales Arbeiten und flache Hierarchien stehen laut einer Studie ganz oben bei den Kriterien für einen Arbeitgeber.
Eine weitere Studie zeigt, dass Mitarbeitende dann außerdem zufriedener sind und länger im Unternehmen bleiben.
Die drei Werte von New Work nach Frithjof Bergmann
Freiheit
Selbstständigkeit
Teilhabe an der Gesellschaft
New Work in Unternehmen – Methoden & Beispiele
New Work ist keine vage Zukunftsvision, sondern bestimmt längst den Arbeitsalltag vieler moderner Unternehmen. Und wie sieht das genau aus? Unternehmen vereinen unter dem Oberbegriff oft verschiedene innovative Methoden und neue Organisationsmodelle. Sie alle haben die oben beschriebenen Werte gemeinsam: Sie stellen die Mitarbeitenden in den Mittelpunkt und geben ihnen mehr Freiheit. Das sind einige Beispiele für New Work-Initiativen:
Flexible Arbeitszeitformen
Viele Unternehmen setzen schon heute Konzepte ein, die Arbeitnehmenden größere Flexibilität hinsichtlich ihrer Arbeitszeit geben.
Gleitzeit: Fast schon ein Klassiker – Mitarbeitende können wählen, wann sie mit der Arbeit anfangen und aufhören möchten. Der Arbeitgeber gibt nur einen zeitlichen Rahmen vor.
Vertrauensarbeitszeit: Dieses Konzept geht noch einen Schritt weiter. Hier zählt nicht die abgesessene Zeit, sondern das Ergebnis. Wie lange die Angestellten dafür brauchen, ist egal. Entsprechend kontrolliert das Unternehmen die absolvierten Stunden nicht.
Jobsharing: Hier teilen sich zwei oder sogar mehrere Personen eine Stelle und sind gemeinsam für die Aufgaben und Ergebnisse verantwortlich.
Vertrauensurlaub & Urlaubs-Flatrate: Auch hinsichtlich Urlaub sind bei New Work mehr Freiheiten möglich, bspw. können die Angestellten entscheiden, wie viel und wann sie Urlaub nehmen (Vertrauensurlaub) oder sie haben eine unbegrenzte Anzahl an Urlaubstagen (Flatrate).
Sabbaticals: Brauchen Mitarbeitende eine Auszeit, können sie diese Art von Sonderurlaub nehmen – von einem Monat bis zu einem Jahr.
Individuelle Modelle: Unternehmen können die Arbeitszeit auch individuell anpassen. Denkbar ist es bspw., dass Mitarbeitende nach intensiven Projektphasen mit höherer Arbeitsbelastung dann deutlich reduzierte Stunden haben, z.B. wenn das Projekt abgeschlossen ist.
Fluide und selbstorganisierte Teams
New Work gibt den Mitarbeitenden mehr Entscheidungsfreiheit und Gestaltungsspielraum. Entsprechend organisieren sich Teams immer mehr selbst. Was vorher von der Führungskraft bestimmt wurde, entscheidet jetzt die Gemeinschaft. Ein Beispiel hierfür ist die partizipative Organisationform Holacracy.
Fluide Teams finden sich je nach Interessen und Fähigkeiten immer wieder neu auf der Basis von Projekten zusammen.
Agile Arbeitsmethoden
Agile Methoden geben den Entscheidungen und Arbeitsweisen von Teams, die sich autark organisieren, einen Rahmen. Beispiele dafür sind Scrum, Kanban oder Design Thinking. Agile Teams setzen sich oft cross-funktional zusammen. Außerdem können Teammitglieder sogar flexibel Führungsverantwortung in einem Projekt übernehmen und dann auch wieder abgeben.
Job Rotation
Mal in einen Bereich reinschauen und schauen, wie es einem dort gefällt? Das ist mit der Job Rotation möglich – für einen kurzen oder sogar längeren, fixen Zeitraum. So entwickeln sich die Mitarbeiter:innen weiter und bauen ihr Netzwerk aus. Das steigert den Zusammenhalt im Unternehmen und die Motivation.
Dezentrale Teams
Die Digitalisierung macht es möglich, dass Arbeitnehmende nicht mehr unbedingt im Büro sein müssen, um ihre Aufgaben zu erledigen. Arbeit wird zunehmend dezentral.
Hybrid Work: Teammitglieder entscheiden flexibel, ob sie ins Büro kommen möchten, oder doch lieber remote arbeiten. So kann es sein, dass ein Teil des Teams vor Ort ist, während andere von zu Hause oder anderen Orten tätig sind. Hybride Teams können sogar weltweit verteilt sein. Digitale Kollaborations- und Kommunikationstools wie Microsoft Teams, Slack, Zoom unterstützen sie in ihrer Zusammenarbeit.
Digitales Nomadentum: Kein festes Büro oder sogar kein fester Wohnort – digitale Nomaden wählen ganz flexibel, von wo sie arbeiten möchten. Meistens sind sie auf Reisen und arbeiten komplett digital.
Flexibler und attraktiver Arbeitsort
Auch die Arbeitsumgebung im Büro flexibilisiert sich und bietet allen Mitarbeiter:innen passende Orte für ihre Tätigkeiten.
Activity-based workplace: Moderne Büros schaffen ideale und attraktive Umgebungen für verschiedene Aufgaben, zum Beispiel Ruhezonen für konzentriertes Deep Work, mit verschiedenen Tools und Hilfsmitteln ausgestattete Räume für Brainstorming, kleine Telefonboxen für längere oder vertrauliche Videokonferenzen.
Desk Sharing: Wenn die Arbeitnehmenden flexibel entscheiden, von wo sie arbeiten, braucht es keine festen Arbeitsplätze mehr. Wenn sie ins Büro kommen, wählen die Mitarbeitenden ihren Arbeitsplatz jeden Tag neu und tauschen sich dadurch auch mehr mit anderen Bereichen und nicht nur innerhalb ihres Teams aus.
Wie HR den Megatrend begleiten kann
Mit dem Schritt in die New Work Welt muss sich auch die Personalarbeit grundlegend verändern. Und zwar nicht nur, indem sich HR Manager:innen an die gewandelten Rahmenbedingungen anpassen. Im Gegenteil! Sie haben die Möglichkeit, den Wandel aktiv mitzugestalten. „Personaler werden zunehmend zu Organisationsentwicklern”, sagt zum Beispiel Stefan Zimmermann, Head of HR & Organisational Development bei OPED.
Von der Personalverwaltung zur Personalentwicklung
Er sieht seine eigene Aufgabe ganz klar in der „Potenzialentfaltung” von Mitarbeiter:innen. Das war nicht immer so: „“Bis vor einigen Jahren war die HR-Rolle in vielen Unternehmen eine reine Verwaltungsrolle. Die konkreten Inhalte zum Thema Personal – welche Kompetenzen brauchen wir im Team? Wie sollen neue Führungskräfte entwickelt werden? – gab die Unternehmensführung vor”, so Zimmermann. Dagegen ist die neue Rolle von HR vielfältig – und vor dem Hintergrund von New Work absolut erfolgsentscheidend für Unternehmen.
Im New Work Zeitalter müssen Personaler das Mindset von Organisationsentwicklern annehmen.
– Stefan Zimmermann, Head of HR & Organisational Development bei OPED.
Was sind beispielsweise Aufgaben von HR in der neuen Arbeitswelt?
HR koordiniert und motiviert virtuelle und hybride Teams und führt sie an die Unternehmenskultur heran. Zum Beispiel kann HR digitale Bibliotheken für virtuelle Teambuilding-Maßnahmen oder Projektmanagement-Tools einführen.
Ein gutes Arbeitsklima kann die Personalabteilung über die Möglichkeiten und die Qualität der Zusammenarbeit im Team steuern, bspw. indem sie Kollaborations- und Kommunikationstools einführt. Aber auch über ganz praktische Dinge wie eine Büroeinrichtung zum Wohlfühlen.
Der Fachkräftemangel erlaubt es Arbeitnehmenden bei der Unternehmenswahl anspruchsvoll zu sein. Um im New Work Zeitalter nicht die besten Talente an Wettbewerber zu verlieren, müssen Unternehmen also etwas zu bieten haben: besondere Corporate Benefits, eine gute Unternehmenskultur sowieso. Doch das alleine reicht natürlich nicht, das Stichwort heißt Employer Branding. Tun Sie Gutes – und sprechen Sie darüber. Zeigen Sie, warum es sich lohnt, für Ihr Unternehmen zu arbeiten.
Welche HR-Fähigkeiten sind für New Work nötig?
Projektmanagement
IT-Anwenderkenntnisse
Analysen & Auswertungen von Personaldaten
Tiefes Fachwissen, z.B. im Tech-Recruiting
Strategisches, methodisches Denken
Natürlich wird es weiterhin operative Tätigkeiten geben, die HR zu erledigen hat. Wichtig sei jedoch die Einstellung von HR Manager:innen im digitalen New Work, sagt Zimmermann. „Personaler müssen das Mindset von Organisationsentwicklern annehmen und in Methoden denken.”
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