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Arbeitszeitmodelle im Überblick: Welche gibt es?
Anwesenheit von 9 bis 17 Uhr – muss das sein? Nicht immer. Mitarbeitende fordern flexible Arbeitszeiten, die sich ihrem Leben anpassen. Arbeitgeber möchten ihren Angestellten diese Freiheiten geben, müssen jedoch planen können. Nicht alle können kommen und gehen, wann sie wollen.
Als Kompromiss zwischen den verschiedenen Interessen gibt es unterschiedliche Arbeitszeitmodelle, die mal mehr und mal weniger flexibel sind und unterschiedliche Vorteile bieten. Welche gibt es und wie funktionieren sie?
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Was sind Arbeitszeitmodelle?
Arbeitszeitmodelle sind Vereinbarungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmenden, mit denen die täglichen, wöchentlichen oder jährlichen Arbeitszeiten festgelegt werden. Sie sind in Arbeitsverträgen oder Tarifverträgen geregelt. Bekannte Arbeitszeitmodelle sind Gleitzeit, Schichtarbeit oder Vertrauensarbeitszeit.
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Warum gibt es verschiedene Arbeitszeitmodelle?
Arbeitgeber müssen wissen, wann ihre Angestellten anwesend sind oder arbeiten – schließlich müssen sie die Arbeit im Unternehmen planen und organisieren können. Andererseits wollen Angestellte verstehen, welche Arbeitsleistung von ihnen erwartet wird. Feste Regelungen geben beiden Seiten Sicherheit.
Doch nicht jedes Arbeitszeitmodell passt zu jeder Situation. In manchen Fällen ist eine hohe Arbeitsbereitschaft erforderlich, etwa in Berufsfeldern mit Bereitschaftsdiensten, wo Mitarbeiter schnell verfügbar sein müssen.
Ein Beispiel aus Arbeitgebersicht: An einer Maschine, die im Mehrschichtbetrieb läuft, muss dauerhaft eine Person anwesend sein. Die Mitglieder eines Kreativ-Teams dagegen können prinzipiell arbeiten, wann sie wollen – solange die Ergebnisse gut sind.
Ein anderes Beispiel aus Sicht der Mitarbeitenden: Eine Mutter mit Kind möchte jeden Vormittag zu den gleichen Zeiten arbeiten, während ihr Kind in einer Tagesstätte betreut wird. Eine andere Mutter arbeitet Vollzeit, möchte jedoch flexible Arbeitszeiten, um gelegentlich private Termine wahrzunehmen.
Durch verschiedene Arbeitszeitmodelle können solche Interessen und Bedürfnisse berücksichtigt werden. Sie gewähren eine gewisse Flexibilität, trotzdem bleibt die Arbeitszeit planbar.
Welche Arbeitszeitmodelle gibt es?
Neben den „Klassikern" Voll- und Teilzeit gibt es eine Menge verschiedener, mehr oder weniger flexibler Arbeitszeitmodelle. Nachfolgend erklären wir, wie sie funktionieren.
Vollzeit
Mitarbeitende arbeiten in Vollzeit in der Regel fünf Tage pro Woche, jeweils sieben bis acht Stunden täglich, also 35 bis 40 Stunden pro Woche.
Teilzeit
In Teilzeit leisten Angestellte weniger Wochenstunden als in Vollzeit. Sie arbeiten nur an bestimmten Tagen oder weniger Stunden pro Tag (oder beides). Die Brückenteilzeit bietet Mitarbeitenden die Möglichkeit, für einen festgelegten Zeitraum ihre Arbeitszeit zu reduzieren, mit der Garantie, anschließend zu ihrer ursprünglichen Vollzeitstelle zurückkehren zu können.
Schichtarbeit
Bei der Schichtarbeit arbeiten Mitarbeitende im Tagesverlauf nacheinander, in mehreren Schichten. Zum Beispiel in Früh- und Spätschicht, von sechs bis 14 Uhr und von 15 bis 20 Uhr – dies wäre ein Zweischichtbetrieb. Kommt eine Nachtschicht hinzu, spricht man von Dreischichtarbeit.
Gleitzeit
Beim Gleitzeit-Modell legt der Arbeitgeber eine tägliche Kernarbeitszeit fest, in der Mitarbeitende anwesend sein oder arbeiten müssen, zum Beispiel von 10 bis 15 Uhr. Außerhalb dieses Zeitraums, in der Rahmenarbeitszeit oder Gleitrahmenzeit, besteht keine Anwesenheitspflicht.
Mitarbeitende entscheiden selbst, ob sie lieber früher kommen oder später gehen, ob sie an einem Tag mehr oder weniger als die reguläre Arbeitszeit (von meist acht Stunden) arbeiten. Plus- und Minusstunden werden auf das Gleitzeitkonto gebucht und müssen wieder ausgeglichen werden.
Vertrauensarbeitszeit
Die Vertrauensarbeitszeit ist kein Arbeitszeitmodell an sich. Sie bedeutet, dass der Arbeitgeber die Anwesenheit der Mitarbeitenden nicht kontrolliert – unabhängig davon, ob gewisse Arbeitszeiten vorgegeben sind oder nicht. Nach dem EuGH-Urteil zur Zeiterfassung müssen Arbeitnehmende trotzdem ihre genauen Arbeitszeiten erfassen und melden, wenn sie zu viele Überstunden haben.
Arbeitszeitkonto, Ampelkonto
Auf dem Arbeitszeitkonto werden zu viel oder zu wenig geleistete Stunden von Angestellten erfasst. Diese müssen das Konto regelmäßig wieder ausgleichen. Wenn das Konto im Minus ist durch zusätzliche Arbeitsstunden und wenn es im Plus ist, können sie freinehmen.
Der Ausgleichszeitraum, in dem das Konto ausgeglichen werden muss, muss fest vorgegeben sein. Gängige Zeiträume sind drei, sechs oder zwölf Monate.
Arbeitszeitkonten werden in der Regel mit Gleitzeit oder Vertrauensarbeitszeit kombiniert.
Ampelkonten sind eine Weiterentwicklung von Arbeitszeitkonten. Eine farbige “Warnleuchte” signalisiert, wenn Angestellte zu viele Über- oder Fehlstunden angesammelt haben. Wechselt die Leuchte auf Gelb oder Rot, sollten Maßnahmen zum Ausgleich des Kontos ergriffen werden.
Jahresarbeitszeit
Beim Modell der Jahresarbeitszeit legen Arbeitgeber die Gesamtzahl der zu leistenden Arbeitsstunden innerhalb eines Jahres fest. Diese Arbeitszeit kann ungleich über das Jahr verteilt werden. Zum Beispiel arbeiten Servicekräfte in einem Touristenhotel während der Hauptsaison Vollzeit, außerhalb der Saison jedoch nur wenig oder gar nicht.
Lebensarbeitszeit
Das Lebensarbeitszeitkonto wird – entgegen seiner Bezeichnung – in Geld- statt in Zeiteinheiten geführt. Mitarbeitende verzichten auf einen Teil ihres Gehalts und zahlen diesen Teil auf das Konto ein. Ebenso können sie Sonderzahlungen wie Weihnachtsgeld dort einzahlen.
Das angesparte Guthaben können sie nutzen, um längere unbezahlte Auszeiten zu nehmen, zum Beispiel Sabbaticals oder verlängerte Elternzeit. Sie können früher in Rente gehen oder in Altersteilzeit arbeiten. Während dieser Zeit werden ihr Gehalt (oder Teile davon) und ihre Sozialversicherungsbeiträge aus dem Guthaben des Lebensarbeitszeitkontos bezahlt.
Mitarbeiter auf Abruf (KAPOVAZ)
Mitarbeiter auf Abruf bedeutet, dass Unternehmen ein Stundenkontingent vorgeben, das Arbeitnehmende innerhalb eines Zeitraums leisten müssen. Es gibt jedoch keine festen Arbeitszeiten. Arbeitgeber können die Mitarbeitenden auf Abruf flexibel einsetzen, wann immer sie sie brauchen.
Allerdings müssen Arbeitseinsätze vier Tage vorher angekündigt werden. Arbeitgeber müssen Gehalt für das volle Stundenkontingent zahlen, selbst wenn sie es nicht komplett abgerufen haben.
Das manchmal verwendete Akronym KAPOVAZ steht für „kapazitätsorientierte variable Arbeitszeit“ und ist synonym zur Mitarbeit auf Abruf zu verstehen.
Jobsharing
Beim Jobsharing teilen sich zwei Mitarbeitende eine Vollzeitstelle. Die Verteilung wird zwar festgelegt, zum Beispiel 50/50. Wer wann konkret arbeitet, können die Jobsharer in der Regel unter sich ausmachen, solange der Arbeitsplatz während der üblichen Zeiten besetzt ist.
Home Office und Telearbeit
Arbeitgeber dürfen feste Arbeitszeiten vorgeben, wenn Mitarbeitende im Home Office oder von irgendwo anders aus arbeiten. Oftmals werden solchen Mitarbeitenden jedoch größere Freiheiten eingeräumt: Sie dürfen sich ihre Arbeitszeiten frei einteilen. Auch Gleitzeit ist ein gängiges Modell für Telearbeit.
Flexmodelle
Praktisch ist jedes Arbeitszeitmodell möglich, solange Arbeitgeber und Arbeitnehmende einverstanden sind und Regelungen des Arbeitsrechts eingehalten werden. Jedes Unternehmen kann eigene, flexible Modelle entwickeln, um auf individuelle Bedürfnisse einzugehen.
Was sind flexible Arbeitszeiten?
Man spricht von flexiblen Arbeitszeitmodellen, wenn die regelmäßige Arbeitszeit nicht festgelegt ist: also wenn der tägliche Beginn und das Ende der Arbeitszeit oder die Wochenarbeitstage kurzfristig verändert werden können.Zu unterscheiden ist, ob die Arbeitszeit durch den Arbeitgeber oder Arbeitnehmende – oder beide – flexibel gestaltet werden kann.
Arbeitszeitmodelle, die für beide Seiten flexibel sind:
Gleitzeit
Vertrauensarbeitszeit
Lebensarbeitszeit
Arbeitszeitmodelle, die vor allem Arbeitgebern Flexibilität bieten:
Mitarbeit auf Abruf
Jahresarbeitszeit
Welche Nutzen haben flexible Arbeitszeitmodelle?
Darf der Arbeitgeber seine Mitarbeiter:innen flexibel einsetzen, kann er auf die Auftragslage reagieren und Leerlauf vermeiden. Ist viel Arbeit zu tun, lässt er die Angestellten mehr arbeiten. Ist es ruhig, schickt er sie nach Hause. Besonders für Unternehmen mit stark schwankender Auslastung, zum Beispiel im Tourismus, ist diese Flexibilität überlebenswichtig.
Dürfen Mitarbeitende ihre Arbeitszeiten selbst – ganz oder teilweise – einteilen, können sie die Arbeit besser an ihre Lebenssituation anpassen. Sie können Familie und Beruf besser unter einen Hut bringen oder dann arbeiten, wenn sie am produktivsten sind. Der eine fängt gerne früh an, die andere sitzt gerne abends lange im Büro.
Laut einer Kienbaum-Studie wünschen sich über 90 Prozent aller Angestellten flexible Arbeitszeiten. Mitarbeitende, die solche Freiheiten genießen, sind in der Regel motivierter und zufriedener. Flexible Arbeitszeitmodelle haben daher nicht nur praktische Vorteile. Sie können ein wichtiges Argument sein, um gefragte Fachkräfte zu gewinnen und zu binden.