Agile Leadership: Alles, was Sie über agile Führung wissen müssen

Agile Leadership

Die (Arbeits-)Welt befindet sich permanent im Wandel. Während die Vernetzung im Rahmen der Globalisierung immer weiter reicht und die Digitalisierung mit innovativen Entwicklungen voranschreitet, suchen Unternehmen nach einem geeigneten Weg, um mit der Schnelllebigkeit Schritt zu halten. Genau aus diesem Grund wurde das Prinzip Agile Leadership entwickelt. Wie es genau funktioniert, für welche Unternehmen es geeignet ist und welche Voraussetzungen agile Leader:innen mitbringen müssen, verrät Ihnen der folgende Artikel. 

Das Wichtigste zusammengefasst:

  • Auf der Grundlage einer agilen Führung sollen Unternehmen dazu befähigt werden, mit dem stetigen Wandel der heutigen (Geschäfts-)Welt mitzuhalten.

  • Agile Leadership basiert auf Vertrauen, Selbstorganisation, Iteration und einer positiven Feedbackkultur. 

  • Als agile Leader:innen eignen sich vor allem Führungskräfte, die ganzheitlich und lösungsorientiert denken, eine Vorbildfunktion erfüllen und stets offen für Neues sind.

Entwickeln Sie Führungskräfte mit dieser Checkliste Schritt für Schritt.

Definition: Agile Leadership 

Die Definition von Agile Leadership ist gleichermaßen offengehalten wie die agile Führung selbst und kann bei Bedarf modifiziert werden – denn genau das macht Agile Leadership aus. Das Ziel besteht darin, hinsichtlich Unternehmensstruktur, Strategie und Arbeitsweisen möglichst flexibel zu bleiben, um sich somit schnell an veränderte Bedingungen anpassen zu können. Unterm Strich zeichnet sich Agile Leadership durch flache Hierarchien, ein Miteinander auf Augenhöhe und die Fähigkeit aus, beständig offen für neue Entwicklungen zu bleiben. 

Besonders spannend an Agile Leadership ist, dass sich agile Führungskräfte abhängig von der Situation für unterschiedliche Führungsstile entscheiden und sogar komplett aus der führenden Position zurücktreten können.

Was zeichnet agile Leader:innen aus?

Agile Leader:innen agieren stets so, wie es die jeweilige Situation erfordert. Eine wichtige Basis für erfolgreiche agile Führungskräfte bilden die folgenden Eigenschaften:

  • Führungsqualität: 

Neben unternehmerischem Denken spielt vor allem die Fähigkeit, einen gemeinschaftlichen Ansatz zu verfolgen und Mitarbeiter:innen bedarfsgerecht auf dem Weg zum Ziel zu unterstützen, eine wichtige Rolle.

  • Offenheit, Neues zu lernen: 

Agile Leader:innen dürfen keine Gewohnheitstiere, sondern müssen begeisterungsfähig für Neues und dazu in der Lage sein, sich auf unbekanntem Terrain wohlzufühlen und sicher zu bewegen. Sie bereichern das Team mit Vision und innovativen Ideen.

  • Selbstorganisation und -reflexion: 

Führungskräfte, die nicht auf (vorgegebene) feste Strategien zurückgreifen können, sind in hohem Maß auf eine objektive Selbstwahrnehmung und -beurteilung angewiesen. Das setzt voraus, die eigenen Stärken und Schwächen bis ins kleinste Detail zu analysieren, sich ihrer bewusst zu werden und sie situationsabhängig neu zu bewerten. Ebenso ist eine Bereitschaft zur Selbstkritik unumgänglich. 

  • Vorbildfunktion:

Wer authentisch kommuniziert, bei Herausforderungen ruhig und auch in stressigen Situationen geduldig bleibt, vermittelt anderen Sicherheit und Vertrauen. Beides ist in einer agilen Arbeitsumgebung von hohem Wert! 

  • Fähigkeit zur Ganzheitlichkeit: 

Agile Leader:innen behalten das große Ganze stets im Auge und motivieren Mitarbeiter:innen, indem sie Arbeitsfortschritte und Ziel visualisiert darstellen. 

  • Situation Awareness (Situationsbewusstsein): 

Um auf Veränderungen angemessen reagieren zu können, muss man sie überhaupt erst einmal bemerken. Und genau hierin besteht eine weitere Anforderung beim Thema Agile Leadership. Agile Führungskräfte müssen sich stets informieren und über Entwicklungen im Bilde sein – sowohl hinsichtlich des unternehmerischen Fachgebiets als auch in Bezug auf allgemeine Trends in der Geschäftswelt.

  • Lösungsorientiertes Denken: 

Sich verändernde Gegebenheiten erfordern neue (Führungs-)Ansätze und Ideen. Und diese sind im Regelfall nirgends vorgegeben oder nachzulesen, sondern erst noch zu entwickeln. Kreative und lösungsorientierte Denkansätze, die von Bekanntem abweichen, ebnen den Weg zum Erfolg. 

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Performance Management Leitfaden

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Was sind die Prinzipien der Agile Leadership? 

Die Prinzipien der agilen Führung sind auf die Bedürfnisse der Arbeitnehmer:innen anzupassen sowie ständig zu evaluieren und können somit von Unternehmen zu Unternehmen (leicht) variieren. 

Vertrauensaufbau

Die Grundlage für ein positives Arbeitsumfeld, in dem alle auf ihre eigenen Fähigkeiten bauen und ihr Potenzial vollends entfalten können, ist ein vertrauensvoller Umgang miteinander. Agile Führungskräfte treten ihren Untergebenen mit Wertschätzung entgegen und vermitteln ihnen im Rahmen der Interaktion, dass großes Vertrauen in ihre organisatorische und fachliche Kompetenz besteht. 

Ganzheitlich und Schritt für Schritt 

Unter agiler Führung nähert sich das Team Schritt für Schritt dem Ziel. Der Blick ist dabei nicht auf das Ergebnis, sondern auf den Weg zum Ziel gerichtet. Die Planung reicht im Regelfall nur wenige Wochen in die Zukunft. Umwege und neue Ansätze werden als wichtige Teilabschnitte geschätzt und zum Anlass genommen, verbesserte Lösungsansätze zu erarbeiten. 

Selbstorganisation 

Auf der Grundlage einer flachen Hierarchie, kurzer Entscheidungswege und Vertrauen werden Mitarbeiter:innen dazu befähigt, selbstorganisiert zu handeln und Verantwortung für ihren individuellen Expertenbereich zu tragen. Das hat zur Folge, dass Mitarbeiter:innen ihre individuelle Problemlösungskompetenz stark ausbauen und auf den einzelnen Etappen zum Ziel weniger Rücksprache gehalten werden muss. Somit bleibt die Arbeit stärker im Fluss

Der Wechsel von einer autoritären Führung zum Prinzip Agile Leadership nimmt gerade hinsichtlich der Selbstorganisation viel Zeit in Anspruch. 

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Positive Feedbackkultur und Visualisierung 

Um einen gemeinsamen Nenner zu erhalten, müssen Ziele visualisiert und eine positive Feedbackkultur entwickelt werden. Direktes und produktives Feedback sowie eine starke Kommunikation aller Beteiligten ist bei einer agilen Führung wegweisend. Auf der Grundlage von Teambesprechungen wird entschieden, welche Ideen weiterentwickelt und welche ad acta gelegt werden.

Unterschied zwischen agiler Führung vs. klassischer Führung

Vor dem Hintergrund des Agile Leadership lösen sich feste Führungsstrukturen auf, um verbesserten Arbeitsweisen Raum zu geben. In welchen Punkten setzt sich eine agile Führung gegenüber dem klassischen Führungsmodell ab?

Klassische Führung

Agile Leadership

Vision

Visionen werden hauptsächlich auf der Chefetage entwickelt und kommuniziert.

Agile Leader:innen und ihre Mitarbeiter:innen stellen sich ihre Visionen gegenseitig vor.

Wertschätzung

Mitarbeiter:innen sind ausschließlich für die Umsetzung da.

Mitarbeiter:innen werden als Individuen gesehen und für ihre eingebrachten Ideen geschätzt.

Verantwortung

Alle Fäden liegen in der Hand von fachkompetenten Führungskräften

Führungskräften obliegt vor allem die organisatorische Instruktion, während bestimmte Fachgebiete ausschließlich in den Verantwortungsbereich ausgewählter Mitarbeiter:innen fallen.

Entscheidung

Führungskräfte sind maßgeblich für die Entscheidungsfindung verantwortlich. 

Mitarbeiter:innen verfügen über ein Mitsprache- und (Mit-)Entscheidungsrecht und bisweilen sogar über die alleinige Entscheidungshoheit.

Vorgaben

Vorgaben kommen „von oben“ und werden von den Mitarbeitenden umgesetzt. Bei neuen Ansätzen ist Rücksprache zu halten.

Agile Führungskräfte geben nur die groben Rahmenbedingungen vor („the big picture“). Die Angestellten können sich frei darin bewegen und auf dieser Basis neue Ansätze entwickeln.

Strategie

Ziele und Strategien werden von Führungskräften entwickelt und präsentiert.

Alle mit einer Aufgabe oder einem Projekt betrauten Mitarbeiter:innen dürfen ihre Meinung einbringen. Auf diesem Weg entsteht ein gemeinsames Konzept.

Vorgehen

Das Vorgehen folgt einem stringenten Plan, der wenig bis keine Abweichungen vorsieht und regelmäßigen Kontrollen unterzogen wird.

Die Planung erfolgt Schritt für Schritt. Abweichungen sind zu erwarten und erwünscht. Denn „agile Ergebnisse“ kann man nur bis zu einem gewissen Grad planen.

Kontrolle

Die Umsetzung von Aufgaben und Projekten wird beständig von der Führungsetage kontrolliert. 

Agile Leader:innen behalten die Fortschritte gemeinsam mit ihrem Team im Auge und führen regelmäßige Review-Gespräche.

Feedback

Feedback kommt hauptsächlich von den Vorgesetzten.

Die Mitarbeiter:innen geben sich gegenseitig Feedback und sind außerdem in der Lage, ihre Leistung selbstkritisch zu reflektieren.

Ergebnis

Das Ergebnis wird anhand fester Ziele und Vorgaben bewertet und strebt Vollkommenheit an. 

Gemäß dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ geht der agile Ansatz davon aus, dass zu feste Zielvorgaben Motivation und Kreativität hemmen. Bewertet wird etappenweise und mit Blick auf das große Ganze. 

Repräsentation

Kundengewinnung, -gespräche und die Präsentation von Ergebnissen obliegen dem/der Chef:in oder einer verantwortlichen Führungskraft.

Bei Kundengesprächen ist mindestens die Anwesenheit der mit dem Projekt betrauten Mitarbeiter:innen erwünscht.

Kommunikation

Die Kommunikation verläuft ergebnisorientiert.

Die Kommunikation findet auf Augenhöhe statt, lässt Freiraum für kreativen Input und gegensätzliche Meinungen. Wertschöpfende Diskussionen gelten als unerlässlich. 

Team

Im Umgang miteinander bleiben feste Hierarchien durchgängig spürbar.

Es herrscht ein motivierendes Wir-Gefühl, das alle Mitarbeiter:innen auf die gleiche wertschätzende Ebene stellt.

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Welche agilen Führungsmethoden gibt es?

Im Rahmen einer agilen Führung stehen Führungskräften verschiedene Methoden zur Auswahl. Erfahrene Agile Leaders sind in der Lage, rasch einzuschätzen, wann welche Methode zum Einsatz kommen sollte. Bewährte Vorgehensweisen sind beispielsweise Design Thinking und Scrum.

Design Thinking

Beim Design-Thinking-Ansatz werden interdisziplinäre Teams gebildet, deren Aufgabe darin besteht, innovative Lösungsansätze zu entwickeln. Der Lösungsprozess unterteilt sich dabei in sechs Schritte:

  1. Verstehen: Zunächst geht es darum, die Schlüsselprobleme der Kund:innen zu hinterfragen und zu erkennen.

  2. Beobachten: Im Rahmen der Recherche wird die Kundenzielgruppe untersucht sowie interviewt. Zusätzlich werden Expert:innen zurate gezogen. 

  3. Synthese: Im dritten Schritt werden die bisherigen Erkenntnisse zu einem großen Ganzen zusammengefasst, um eine umfassende Übersicht zu schaffen. 

  4. Ideenfindung: Mithilfe von Brainstorming, Mindmaps und weiteren Ansatzpunkten geht es an die Ideenfindung. Wichtig ist, dass an diesem Punkt wirklich nur gesammelt und keinerlei Kritik geäußert wird. 

  5. Prototyping: Anhang von Prototypen werden Ideen erprobt und hinsichtlich Schwachstellen bei der Umsetzung untersucht.

  6. Testen und verfeinern: In der letzten Phase werden vielversprechende Prototypen von der Zielgruppe getestet und aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse optimiert. 

Scrum

Die Führungsmethode Scrum dient dazu, die Selbstorganisation der Mitarbeiter:innen eines Unternehmens zu fördern. Auf der Basis von flachen Hierarchien und einer breitflächigen Kommunikation aller Verantwortlichen untereinander wird maximale Flexibilität und eine schnelle Abarbeitung von Projekten gewährleistet. Von der Scrum-Methode Gebrauch zu machen, bietet sich gerade für Unternehmen oder Projekte an, bei denen viele schwer planbare Faktoren zu berücksichtigen sind.

Ein Scrum-Team setzt sich aus maximal zehn (unmittelbar beteiligten) Personen zusammen, die jeweils eine der folgenden Rollen übernehmen: Product Owner, Scrum Master und das Scrum-Entwicklungsteam. Während der Product Owner für die Kundenwünsche, -ansichten und -zufriedenheit sowie die Priorisierung ausgewählter Schwerpunkte verantwortlich ist, liegt die Hauptaufgabe des Scrum Masters darin, zu vermitteln, einen reibungslosen Ablauf sicherzustellen und das Team bestmöglich bei der Produktentwicklung zu unterstützen. Beim Scrum-Entwicklungsteam handelt es sich um die ausführenden Teammitglieder. Entscheidungen treffen stets alle Beteiligten zusammen.

Ein Scrum-Projekt untergliedert sich zudem in mehrere Arbeitsphasen, die als Sprints bezeichnet werden. In der Regel dauert ein Sprint maximal vier Wochen und beinhaltet die Umsetzung eines Teilziels des Projekts. Ein Sprint setzt sich aus vier Ereignissen – Sprint Planning, Daily Scrum, Sprint Review und Sprint Retrospective – zusammen. 

Am Ende jedes Sprints stehen die drei sogenannten Artefakte (Arbeitsergebnisse) Product Backlog, Sprint Backlog und Product Increment. Zudem findet zum Abschluss einer Scrum-Runde eine Präsentation inklusive Review-Gespräch statt. 

Fazit 

In einer Welt, die permanent in Bewegung ist, ist abzusehen, dass sich Veränderungen vollziehen, aber nicht wann und in welcher Weise. Für den Erfolg eines Unternehmens ist es jedoch entscheidend, Veränderungen rechtzeitig vorherzusehen oder zumindest zu bemerken und sich in der Folge anzupassen. An diesem Punkt setzt das Prinzip Agile Leadership an. Bei korrekter Umsetzung befähigt es Unternehmen dazu, flexibel und schnell auf spontane Veränderungen zu reagieren. Auf der Grundlage von flachen Hierarchien, engmaschiger Kommunikation und einer Herangehensweise, die von einem Schritt zum nächsten führt, bleibt ausreichend Raum für Veränderung.

FAQ 

Was ist Lean-Agile Leadership? 

Lean-Agile Leadership bedeutet, dass ein Unternehmen den maximalen wirtschaftlichen Mehrwert ausschöpft, indem die Produktivität systematisch optimiert wird, Führungskräfte offen für Veränderungen bleiben und Neuerungen inkrementell, also Schritt für Schritt, umgesetzt werden. Die Lean-Agile Orientierung wird dabei von den Praktikant:innen bis in die Chefetage gelebt. 

Was braucht eine agile Führungskraft? 

Agile Führungskräfte brauchen eine innovative und visionäre Denkweise, Offenheit und Begeisterungsfähigkeit gegenüber dem stetigen Wandel, einen kommunikativen Charakter, Durchhaltevermögen und eine ausgeprägte Fähigkeit zur Selbstreflexion. Zudem müssen sie in der Lage sein, ihrer Vorbildfunktion gerecht zu werden, Mitarbeiter:innen zur Selbstorganisation anzuregen und das große Ganze stets im Blick zu behalten.

Was versteht man unter agiler Arbeitsweise? 

Beim agilen Arbeiten geht es darum, mithilfe vonkleinen, autonomen Teams flexibel zu bleiben und sich somit schnell an sich verändernde Bedingungen anpassen zu können. Flache Hierarchien, hohe Mitbestimmung seitens der Angestellten und interdisziplinäre Teams haben zum Ziel, die Mitarbeitermotivation zu stärken und mit der modernen (Arbeits-)Welt Schritt zu halten. 

Wann macht agile Führung Sinn? 

Ein agiler Führungsstil eignet sich vor allem für Unternehmen, die von festgefahrenen Arbeitsweisen Abstand nehmen und Projekte Schritt für Schritt angehen wollen. Die Umstellung von einem klassischen Führungsstil hin zu Agile Leaderhip nimmt jedoch Zeit in Anspruch. Zudem bedarf es Mitarbeiter:innen, die in der Lage sind, mit der neu gewonnenen Autonomie, Freiheit und Verantwortung umzugehen. 

Disclaimer

Führungskräfte gezielt entwickeln

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