Primacy-Recency-Effekt: Definition, Ursachen und Beispiele

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Ersten und letzten Augenblicken wohnt eine besondere Bedeutung inne. Jedenfalls laut dem Primacy-Recency-Effekt. Erfahren Sie im Folgenden, was es mit dem Primacy-Recency-Effekt auf sich hat und welche Auswirkungen er auf den Berufs- und HR-Alltag hat.

Key Facts

  • Der Primacy-Recency-Effekt unterteilt sich in die beiden psychologischen Gedächtnisphänomene Primacy-Effekt und Recency-Effekt.

  • Auch wenn sich Primacy-Effekt und Recency-Effekt zunächst zu widersprechen scheinen, existieren sie berechtigterweise nebeneinander.

  • Beide Phänomene sind anfällig für Beurteilungsfehler. Auf Basis einer umfassenden Situations- und Selbstreflexion lässt sich diesen jedoch entgegenwirken. 

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Primacy-Recency-Effekt: Gedächtnisphänomene

Der Primacy-Recency-Effekt fungiert als Oberbegriff für zwei unterschiedliche – im Regelfall voneinander unabhängige – psychologische Gedächtnisphänomene: den Primacy-Effekt und den Recency-Effekt. Er besagt, dass die grundlegende Wahrnehmung und Einordnung von Eindrücken stets im Zusammenhang mit der zeitlichen Abfolge steht. Ein verbreitetes Synonym für den Primacy-Recency-Effekt ist der Begriff „Reihenfolgeeffekt“. 

Primacy-Effekt: Definition und Beispiel

Die Redewendung „Wer (oder was) zuerst kommt, mahlt zuerst!“ beschreibt den Primacy-Effekt sehr gut. Dieses relevante Gedächtnisphänomen wurde erstmals durch ein Experiment des Psychologen Solomon Asch belegt. Laut dessen Untersuchungsergebnissen erinnert man sich an die erste Information, die man in Bezug auf eine Person, Situation oder einen Gegenstand sammelt, am besten. Gleichzeitig erfährt diese erste Information tendenziell die stärkste Gewichtung. Später hinzukommende Informationen werden – ähnlich wie beim Halo-Effekt – diesem Ersteindruck untergeordnet. 

Beispiel aus dem HR-Alltag:

Führt ein:e HRler:in über den Tag hinweg mehrere Mitarbeitergespräche direkt hintereinander, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass das erste Gespräch des Tages besonders ausgeprägt im Gedächtnis bleibt. 

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Recency-Effekt: Definition und Beispiel

Der Recency-Effekt besagt, dass die zuletzt erhaltene Information gegenüber zeitlich früher gesammelten Daten am nachdrücklichsten in der Erinnerung verankert wird

Das Phänomen des Recency-Effekts kann dabei einerseits gegensätzlich, aber auch ebenso gut ergänzend zum Primacy-Effekt betrachtet werden. Denn dieser tritt im Vergleich zum Primacy-Effekt deutlich seltener auf und ist darüber hinaus vorrangig für das Kurzzeitgedächtnis relevant. Letztgenannte Informationen dominieren die Erinnerung somit in der Regel nur für einen begrenzten Zeitraum. Beide Gedächtnisphänomene haben jedoch gemein, dass sie in Sachen Merkfähigkeit den Mittelpart eines Gesprächs oder einer Erfahrung in den Schatten stellen. 

Beispiel aus dem HR-Alltag:

Eine langjährige harmonische Zusammenarbeit endet überraschenderweise durch eine fristlose Kündigung aus verhaltensbedingten Gründen. In diesem Fall wird die unangenehme Trennung die Erinnerung an die gute Teamarbeit für einen gewissen Zeitraum überschreiben. 

Funktionsweise des Primacy-Recency-Effekts

Wie relevant die zeitliche Position eines Gedächtnisimpulses ist, zeigt sich beispielsweise, wenn man an die letzte Urlaubsreise zurückdenkt. Versuchen Sie doch einmal, die verschiedenen Urlaubserinnerungen konkret den einzelnen Tagen zuzuordnen. Höchstwahrscheinlich werden die Zwischentage mehr oder weniger stark miteinander verschwimmen, während Sie die An- und Abreisetage vergleichsweise deutlich vor Augen haben. 

Bei diesem Beispiel wird noch einmal deutlich, dass Primacy-Effekt und Recency-Effekt einander nicht zwingend widersprechen. Erster und letzter Moment einer Erfahrung können problemlos nebeneinander in der Erinnerung existieren und diese  gemeinsam prägen. Zudem ist davon auszugehen, dass – gerade bei länger zurückliegenden Reisen – die Anreise gegenüber der Abreise stärker im Gedächtnis präsent ist.

Das liegt unter anderem daran, dass die Anreise einen offensichtlichen Schnitt zwischen heimischem Alltag und Urlaubsbeginn markiert. Hier vollzieht sich die größte Veränderung, auf die man oft wochen- oder sogar monatelang im Voraus hinarbeitet. Das macht diese Erfahrung umso erinnerungswürdiger und gleichzeitig auch bedeutsam für die Folgeerlebnisse. Fällt die Anreise beschwerlich aus, dämpft das die Begeisterung für einen neuen Ort unter Umständen von vornherein.

Dieses Phänomen kann analog auf viele andere Situationen angewendet werden, in denen der Primacy-Effekt greift. Eine frischgebackene Führungskraft wird sich zum Beispiel noch viele Jahre an die ersten Untergebenen zurückerinnern und diese möglicherweise unbewusst als Paradebeispiele für gute oder schlechte Mitarbeiter:innen verinnerlichen.

Den Recency- und Primacy-Effekt in der Praxis anwenden

Sich des Primacy-Recency-Effekts in seiner umfangreichen Tragweite bewusst zu werden, ermöglicht auch gleichzeitig, dieses häufig auftretende Gedächtnisphänomen für sich nutzbar zu machen. Gerade im Berufsalltag existieren viele Anwendungsmöglichkeiten: 

  • Legen Sie wichtige (Kunden-)Gespräche stets auf den Beginn des Arbeitstages. Das erhöht die eigene Aufnahmebereitschaft sowie die des Gegenübers. Gleichzeitig steigt auch die Chance auf positive Rückmeldungen bzw. auf einen erfolgreichen Geschäftsabschluss.

  • Gestalten Sie den Beginn von Vorträgen, Meetings oder Kundenpitches interessant und motivieren Sie Ihre Zuhörer:innen auf diesem Weg, weitere Ausführungen aufmerksam zu verfolgen. Nutzen Sie ferner den Schlussteil, um die relevanten Aspekte erneut kurz und knapp herauszustellen. 

  • Achten Sie bei der Gestaltung von Websites, Flyern, Werbeanzeigen etc. darauf, wesentliche Aussagen auf den ersten Blick fassbar zu machen. 

  • Verbindliche Teamrituale zum Wochenbeginn und Wochenende tragen dazu bei, den Zusammenhalt und das Wohlbefinden zu stärken. 

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Den Primacy-Recency-Effekt umgehen

Auch wenn der Primacy-Recency-Effekt gerade aus evolutionsgeschichtlicher Sicht als hilfreiches Werkzeug zur Risikominimierung einzuordnen ist, kann er sich im zwischenmenschlichen Miteinander hin und wieder als ausgesprochen hinderlich erweisen. Denn die übermäßige Gewichtung des Erst- oder Letzteindrucks stellt eine Gefahrenquelle für Beurteilungsfehler dar. Schließlich ist die erste oder letzte Information nicht in jedem Fall repräsentativ. 

Um einem vorschnellen Schubladendenken vorzubeugen, hilft es, innezuhalten und gewonnene Eindrücke bewusst zu hinterfragen. Wer Menschen oder Situationen eine zweite Chance gibt, wird regelmäßig überrascht sein, wie stark erste und letzte Eindrücke verfälscht sein können. 

Gerade im Hinblick auf den Recency-Effekt bietet es sich zudem an, wichtige Gespräche oder Begebenheiten mit stichpunktartigen Notizen zu dokumentieren und somit die gesamte Informationsbreite auf Abruf zu behalten. 

Beurteilungsfehlern auf der Spur

Auch wenn der erste und der letzte Eindruck nicht als Nonplusultra anzusehen sind, kommt man als Unternehmen nicht darum herum, sich ihre ungemeine Relevanz einzugestehen. In einer informationsgefluteten Welt haben häufig nur solche Angebote Bestand, die sich bereits auf den ersten Blick als fundiert und erinnerungswürdig erweisen. 

Eine mindestens ebenso große Rolle spielt der Primacy-Recency-Effekt beim Recruiting von neuen Angestellten. Die Personio-Software ebnet Ihnen den Weg, damit Sie Bewerbende möglichst beurteilungsfehlerfrei und akkurat einschätzen können. Testen Sie Personio jetzt 14 Tage kostenlos.

FAQ

Was versteht man unter dem Primacy-Effekt?

Gemäß dem Primacy-Effekt bleibt die erste Information am deutlichsten im Gedächtnis verankert und beeinflusst mitunter die wertende Einordnung der darauffolgenden Informationen. Dies gilt sowohl auf zwischenmenschlicher Ebene als auch im Hinblick auf individuelle Erfahrungen. 

Was versteht man unter dem Recency-Effekt?

Vom Recency-Effekt spricht man, wenn die letztgenannte Information in der Erinnerung alle vorausgehenden dominiert. 

Wie kann man den Primacy-Effekt vermeiden?

Um den Primacy-Effekt zu vermeiden, ist es wichtig, sich über die durch ihn eventuell entstehenden Beurteilungsfehler im Klaren zu sein. Erste Eindrücke sollten aktiv hinterfragt werden. Nur so bleibt ausreichend Raum, um vorschnelle Annahmen zu korrigieren. 

Was ist der Unterschied zwischen dem Primacy-Effekt und dem Recency-Effekt?

Während der Primacy-Effekt dem ersten Impuls bzw. der ersten Information das größte Erinnerungspotenzial zuspricht, lautet die Kernaussage des Recency-Effekts, dass die letztgenannte Information am besten im Gedächtnis bleibt. 

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