Job Enlargement – der Routinekiller

Job Enlargement: Kollegen erweitern ihren Aufgabenbereich

Überforderte Mitarbeiter sind genauso problematisch für ein Unternehmen wie gelangweilte Mitarbeiter. In beiden Fällen sackt die Arbeitsmotivation rasch in den Keller. Wie Sie mit Job Enlargement effektiv gegensteuern können und worauf Sie unbedingt achten sollten.

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Die letzte Mitarbeiterbefragung hat es ans Licht gebracht: In einigen Abteilungen fühlen sich die Mitarbeiter massiv unterfordert, hadern mit zeitlichem Leerlauf und kämpfen deshalb mit der Motivation. Einige spielen mit dem Gedanken zu kündigen. Die Ziele des Unternehmens geraten in Gefahr. Höchste Zeit für Sie als Personaler, das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen und dafür zu sorgen, dass die Belegschaft nachhaltig zufrieden mit ihrer Arbeit ist.

Job Enlargement kann eine Maßnahme sein, um Unterforderung und Demotivation wirkungsvoll zu begegnen. Bei der Umsetzung von Job Enlargement müssen Sie mit Bedacht, Planung und Augenmaß handeln, denn neben Vorteilen lauern auch einige Fallstricke. Mit unseren Tipps bringt Job Enlargement nicht nur Ihre Belegschaft nach vorne, sondern erweitert auch Ihren Handlungsspielraum im HR.

Job Enlargement – was ist das eigentlich?

Job Enlargement übersetzt das renommierte Gabler Wirtschaftslexikon als „Arbeitserweiterung, Arbeitsfeldvergrößerung" und definiert es als „Arbeitsgestaltungsmaßnahme, die durch Vergrößerung der Vielfältigkeit der Arbeitsvollzüge auf eine Verringerung der horizontalen Arbeitsteilung und der Monotonie abzielt“.

Das muss näher erklärt werden. Arbeitsgestaltung umfasst zunächst alle Maßnahmen, mit denen die Arbeit an den Menschen angepasst wird. Das Ziel dieser Maßnahmen: Belastungen wie Über- und Unterforderung abzubauen und damit die Arbeitszufriedenheit und Motivation zu steigern.

Job Enlargement ist die quantitative und inhaltliche Erweiterung des Aufgabenspektrums eines Mitarbeiters auf gleichem Anforderungslevel

Neben dem Job Enlargement zählen auch das Job Enrichment und die Job Rotation zu den klassischen Maßnahmen der Arbeitsgestaltung. Sie ergeben zusammengenommen ein rundes Bild einer ganzheitlichen Personalentwicklung.

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Routinekiller Job Enlargement

Sie wissen es selbst: Im Job gibt es kaum ein größeres Problem als Langeweile. Damit sind nicht jene Routinen gemeint, die jeder Mitarbeiter nach seiner Einarbeitung für sich entwickelt. Denn ohne Routinen geht es nicht im Arbeitsleben.

Bestände unser Joballtag ausschließlich aus aufregenden Herausforderungen, pushten wir uns ständig ans Limit. Hechelten wir durch den Tag. Mit drastischen Folgen für unsere Gesundheit und unser Leben – aber auch für unseren Job. Wir brauchen darin Routinen. Ein Pilot, der Start und Landung als Herausforderung betrachtet? Ein Arzt, für den die OP eine Herausforderung darstellt? Keine wirklich angenehme Vorstellung, oder?

Eine Balance zwischen Herausforderung und Routine

Nur dann, wenn die Routine oftmals schleichend zur Langeweile mutiert und Ihre Mitarbeiter in der Fertigungsabteilung zum xten Mal lediglich das Bauteil xyz zusammengesetzt haben, wird es langsam heikel.

Job Enlargement kann hier helfen. Sorgen Sie dafür, dass die betroffenen Kollegen neue Elemente, Aufgaben oder Module in ihren Arbeitsbereich übernehmen oder integrieren. Das Tätigkeitsspektrum wird horizontal erweitert. Gerade in mittelständischen Unternehmen wird diese Arbeitsfelderweiterung in diversen Bereich erfolgreich eingesetzt.

Wie sieht das Job Enlargement nun konkret aus?

Im oben genannten Beispiel könnten die Fertigungsmitarbeiter nicht nur einen, sondern zwei oder mehrere Produktionsschritte übernehmen oder gleich das komplette Bauteil fertigstellen. Mit sichtbarem Erfolg für die qualifizierten Kollegen. Oder ein Mitarbeiter im Sales hat bisher souverän alle Geschäftskunden in München betreut, regelmäßigen Kontakt inbegriffen. Jetzt erweitert man seinen Zuständigkeitsbereich und überträgt ihm die Verantwortung für die Pflege der Kundendatenbank in seinem Sales-Abschnitt. Eine wachsende Motivation ist sicher.

In beiden Fällen gelingt es Ihnen durch die horizontale Erweiterung der Aufgaben, der gefährlichen Langeweile im Arbeitsleben Ihrer Mitarbeiter den Kampf anzusagen. Und dadurch, dass die neu zugeteilten Aufgaben im Rahmen der Kompetenzen und Qualifikationen der betroffenen Mitarbeiter liegen, tritt in der Regel keine Überforderung ein.

In der Personalentwicklung muss es nicht immer gleich die Beförderung oder ein interner Jobwechsel sein. Job Enlargement kann als verhältnismäßig unspektakuläre Maßnahme ein echter Erfolgstreiber sein, da in der Regel keine Fort- und Weiterbildungen erforderlich werden.

Der Unterschied zu Job Enrichment

Beim Job Enlargement handelt es sich bei den neuen Arbeiten ausschließlich um zusätzliche Aufgaben, die das bisherige Anforderungsprofil des Mitarbeiters NICHT überschreiten. Dies geschieht hingegen beim Job Enrichment, wo die neuen Aufgaben als qualititativ höher zu bewerten sind.

Das sind die Vorteile von Job Enlargement

Die Erweiterung des Aufgabengebietes auf dem gleichen Anforderungsniveau kann Schwung in festgefahrene Strukturen und Abläufe bringen. Diese Vorteile bringt Ihnen das Job Enlargement für den Personalbereich und das Unternehmen:

  • Steigerung der Motivation bei den Mitarbeitern durch abwechslungsreichere Tätigkeiten

  • Verbesserung der Mitarbeiterbindung

  • Höhere Prozesstransparenz für die Mitarbeiter

  • Mitarbeiter erweitern ihre Kenntnisse, sind flexibler einsetzbar – der interne Abstimmungsbedarf sinkt

  • Erhöhung der Arbeitsproduktivität

  • Plötzlich eintretender Personalmangel kann besser abgefangen werden

  • Mitarbeiter nehmen ihre Arbeit als abwechslungsreicher wahr

  • Unterforderung ist ein Problem von gestern

  • Job Enlargement wird von den Mitarbeitern als Karriereinstrument wahrgenommen

Worauf Sie achten sollten!

Bei allen beschriebenen Vorteilen kann es beim Einsatz von Job Enlargement auch zu negativen Entwicklungen kommen. Diese können sein:

Überlastung und gefühlte Überforderung der Mitarbeiter durch neue AufgabenWas tun? Analysieren Sie mit dem Vorgesetzten vor der Maßnahme das fachliche und persönliche Profil des betroffenen Mitarbeiters. Arbeiten Sie ihn sorgsam ein. Kommunizieren Sie klar, dass Ihre Maßnahme nicht dazu dient, Arbeitsplätze wegzurationalisieren.

Mitarbeiter empfinden die Ausdehnung ihrer Aufgabenbereiche als unfair, weil das Gehalt nicht steigtWas tun? Klären Sie die Mitarbeiter vor Beginn der Maßnahme über deren Sinn und Zweck auf. Sorgen Sie dafür, dass es nicht nur einen quantitativen Zuwachs, sondern auch eine inhaltliche Erweiterung des Aufgabenbereichs gibt. Holen Sie dabei den Rat der Vorgesetzten ein.

Sie als HR sollten insbesondere während der durchgeführten Maßnahmen zum Job Enlargement immer ein offenes Ohr für eventuell aufkeimende Problemsituationen haben.

  • Richten Sie doch eine Sprechstunde für betroffene Mitarbeiter ein.

  • Holen Sie sich – auch über die Vorgesetzten – regelmäßig Feedback über den Stand der Umsetzung ein.

  • Steuern Sie im Fall von Problemen gegen und scheuen Sie sich nicht, mögliche Stellschrauben bei der Zuordnung von Aufgaben zu justieren.

Denn abschließend sei gesagt: Die Bekämpfung von Routine und Langeweile durch Job Enlargement fällt nur in den wenigsten Fällen nicht auf fruchtbaren Boden.

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