Führungsverhalten: 9 Stile und 10 Tipps zur Verbesserung

Führungsverhalten

Mitarbeitende verlassen keine Unternehmen, sondern ihre Chefs oder Chefinnen, sagt ein häufig zitiertes Sprichwort. Die Vorgesetzten haben meist den größten Einfluss darauf, wie sich die Mitarbeitenden fühlen, ob sie morgens gerne aufstehen und zur Arbeit gehen oder nicht.

Welches Führungsverhalten ist empfehlenswert und bringt die besten Ergebnisse? In diesem Artikel erfahren Sie, welche Stile es gibt und Sie bekommen 10 Tipps, wie Sie Ihr Führungsverhalten verbessern können, ganz unabhängig von Ihrer Erfahrung oder Persönlichkeit.

Entwickeln Sie Führungskräfte mit dieser Checkliste Schritt für Schritt.

Was bedeutet Führungsverhalten?

Führung bedeutet, das Verhalten anderer Menschen zu beeinflussen, um ein Ziel zu erreichen. Führungsverhalten bezieht sich auf die Art und Weise, wie eine Führungskraft ihre Mitarbeitenden organisiert und lenkt. Es wird sowohl durch die Charaktereigenschaften der Führungskraft geprägt als auch durch erlernte Führungsinstrumente oder -techniken.

Warum ist das Führungsverhalten wichtig?

Gutes Führungsverhalten im Unternehmen trägt dazu bei, dass die Teams erfolgreich sind, also ihre gesteckten Ziele erreichen. Es fördert die Produktivität, die Motivation und ein positives Betriebsklima. Mitarbeiterführung und Mitarbeiterzufriedenheit hängen eng zusammen. „Schlechte“ Chefs und Chefinnen sind laut Umfragen einer der Hauptgründe, warum Mitarbeitende im Job unglücklich sind und kündigen.

Welche Ziele oder Aufgaben hat Führungsverhalten im Unternehmen? Es soll unter anderem Folgendes bewirken:

  • Die Mitarbeitenden richten ihr Handeln nach den Unternehmenszielen aus,

  • geben langfristig ihr Bestes,

  • entwickeln sich dauerhaft weiter und

  • fühlen sich am Arbeitsplatz körperlich und emotional wohl.

  • Konflikte werden vermieden oder gelöst, bevor sie eskalieren.

  • Das Unternehmen gewinnt fähige Mitarbeitende hinzu und hält sie lange.

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Mitarbeitergespräche fair und souverän führen

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Welche Arten von Führungsverhalten gibt es? Was sind die Vor- und Nachteile?

Zur Beschreibung von Führungsverhalten gibt es eine Reihe von wissenschaftlichen Modellen. Die beiden populärsten stellen wir hier vor.

Situativer Führungsstil

Kein Führungsstil ist grundsätzlich der beste. Unterschiedliche Situationen erfordern unterschiedliche Maßnahmen. Als Ideal gilt daher der situative Führungsstil: die Führungskraft verändert ihr Verhalten entsprechend der aktuellen Situation oder entsprechend den Bedürfnissen der Mitarbeitenden.

Hier finden Sie eine ausführlichere Erklärung zu den verschiedenen Führungsstilen.

Der deutsche Sozialpsychologe Kurt Lewin erforschte ab den 1930-er Jahren das Führungsverhalten und entwickelte vier abgestufte Ansätze oder Führungsstile.

1. Autoritärer (autokratischer) Führungsstil

Die Führungskraft trifft alle Entscheidungen selbst und kontrolliert jeden Aspekt der Arbeit des Teams. Mitarbeitende haben kein Mitspracherecht.

  • Vorteil: Schnelle Entscheidungen, klare Rollenverteilung

  • Nachteil: geringe Motivation, Fähigkeiten des Teams werden schlecht genutzt

Mehr zum Thema autoritärer Führungsstil  oder autokratischer Führungsstil

2. Kooperativer Führungsstil

Die Führungskraft bezieht die Mitarbeitenden in Entscheidungsprozesse mit ein. Sie kann Verantwortung und Kontrolle teilweise auf das Team übertragen, außerdem dürfen Entscheidungen auch kritisiert werden.

  • Vorteil: höhere Mitarbeiterzufriedenheit

  • Nachteil: Entscheidungsprozesse dauern länger

Mehr zum Thema kooperativer Führungsstil

3. Karitativer/Partizipativer Führungsstil

Die Bedürfnisse der Mitarbeitenden stehen im Mittelpunkt. Die Führungskraft geht individuell auf jeden Mitarbeitenden ein, fördert und ermutigt sie.

  • Vorteil: hohe Mitarbeiterzufriedenheit

  • Nachteil: hohe Anforderungen an die Führungskraft

4. Laissez-Faire-Führungsstil

Die Führungskraft gibt Ziele und Ergebnisse vor und schafft die Rahmenbedingungen für das Team. Das Team trägt die Verantwortung, die Ziele zu erreichen und kann selbst entscheiden, wie es dabei vorgeht.

  • Vorteile: Kreativität des Teams wird freigesetzt

  • Nachteile: hohes Konfliktpotenzial, Ziele werden eventuell verfehlt

Im Laufe seines Lebens – um die Wende des 19. zum 20. Jahrhundert – entwickelte der deutsche Soziologe Max Weber seine Theorie der Führungsstile, die er in vier Klassen einteilte. (Die Definitionen überschneiden sich teilweise mit denen von Kurt Lewin.)

1. Bürokratischer Führungsstil

Das Handeln der Mitarbeitenden wird von festen Vorschriften und Strukturen bestimmt. Die einzelne Führungskraft spielt nur eine untergeordnete Rolle; sie kontrolliert lediglich die Einhaltung der Vorschriften.

2. Charismatischer Führungsstil

Die Führungskraft trifft grundsätzlich die Entscheidungen, versucht jedoch, die Mitarbeitenden davon zu überzeugen. Sie verdient sich Anerkennung und Respekt durch ihre Erfahrung, ihre Leistungen und ihr Auftreten, und dient den Mitarbeitenden als Vorbild.

4. Patriarchalischer Führungsstil

Der Patriarch (oder die Patriarchin) hat die alleinige Entscheidungsgewalt und sind niemandem Rechenschaft schuldig. Er erwartet Loyalität von den Mitarbeitern. Gleichzeitig übernimmt er Verantwortung für sie und kümmert sich um ihre Bedürfnisse, oftmals mit großem persönlichem Einsatz.

5. Autokratischer Führungsstil

Er entspricht dem oben beschriebenen autoritären Führungsstil.

Mehr zum Thema autokratischer Führungsstil

So entwickeln Sie gezielt Ihre Führungskräfte

Vorschaubild Führungskräfteentwicklung

Führungskräfte motivieren, fördern Leistungen und tragen die Unternehmenswerte ins Team – im Idealfall zumindest. Mit dieser Checkliste schulen Sie die Kompetenzen Ihrer Führungskräfte.

10 Tipps, um das eigene Führungsverhalten zu verbessern

Was macht gutes Führungsverhalten aus? Wie können Sie sich als Führungskraft verbessern? Diese 10 Tipps bringen Sie weiter.

1. Seien Sie Vorbild

Egal, welcher Typ Sie sind: Die erste Regel für gutes Führungsverhalten lautet, dass Sie selbst tun, was Sie sagen. Seien Sie in allen Dingen Vorbild. Das fängt bei Kleinigkeiten an, wie die Kaffeetasse selbst in die Spülmaschine zu stellen, bis zu den Grundwerten des Unternehmens. Machen Sie Ihren Mitarbeitenden jeden Tag vor, welches Verhalten Sie sich wünschen.

2. Geben Sie eine Vision vor

Um Mitarbeitende langfristig zu motivieren, ist mehr nötig als gute Bezahlung. Sie möchten Teil von etwas Wichtigem sein und wissen, wofür sie arbeiten. Als Führungskraft sollten Sie eine solche Vision oder auch einen Sinn anbieten. Das muss nicht gleich etwas Großes sein, wie die Welt zu verändern; sondern vielleicht: das beste Produkt in einer Kategorie zu entwickeln, als Unternehmen CO₂-neutral zu werden oder einen Ort zu schaffen, an dem sich Menschen frei entfalten können.

3. Nehmen Sie Kritik an

Fehler sind nicht schlimm – solange man aus ihnen lernt. Das gilt auch für Führungskräfte. Kritik von anderen ist dabei eine sehr große Hilfe, da man sich selbst oft schlecht einschätzen kann. Geben Sie also Fehler zu und nehmen Sie Kritik an, ja, fragen Sie direkt danach. So können Sie sich nicht nur immer wieder verbessern, sondern gewinnen auch mehr Respekt und Sympathie bei anderen. Führungskräfte, die scheinbar alles wissen und alles besser können, sind heute nicht mehr gefragt.

4. Arbeiten Sie an Ihrer Kommunikation

Führung besteht größtenteils aus Kommunikation: Sie müssen Ihrem Team die Unternehmensziele erklären, die Vorgehensweise besprechen, Feedback geben, Informationen weitergeben, mit einzelnen Mitarbeitenden sprechen, im Team vermitteln und so weiter. Die Motivation Ihres Teams hängt entscheidend von Ihren Kommunikationsfähigkeiten ab: Diese weiterzuentwickeln sollte daher eine Ihrer Prioritäten sein; das schließt auch die digitale Kommunikation ein. 

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5. Hören Sie aufmerksam zu

Kommunizieren geht immer in beide Richtungen: Zuhören ist mindestens genauso wichtig wie Reden. Hören Sie Ihrem Team und den einzelnen Mitarbeitern so oft wie möglich zu. Sie werden viel lernen und Ihre Mitarbeitende viel besser verstehen können – und dann bessere Entscheidungen treffen. Zeigen Sie, dass Ihre Tür wirklich offen steht und Mitarbeitende mit Problemen zu Ihnen kommen können. Oft reicht es schon aus, zuzuhören und Verständnis zu zeigen, damit sich Menschen besser fühlen.

6. Gehen Sie Konflikte proaktiv an

Sprechen Sie Konflikte an, sobald Sie sie bemerken. Finden Sie gemeinsam Lösungen. Wenn das nicht möglich ist, finden Sie Wege, mit dem Konflikt umzugehen, ohne dass er eskaliert. Andererseits sollten Sie Konflikten nicht aus dem Weg gehen – aus Ihnen kann oft Neues entstehen.

7. Delegieren Sie Verantwortung

Verteilen Sie nicht nur Arbeiten, sondern auch Verantwortung. Geben Sie Mitarbeitenden die Freiheit, selbst herauszufinden, wie sich Aufgaben lösen lassen. Vertrauen Sie ihnen. Dadurch helfen Sie ihnen beim persönlichen Wachstum und es kommen oft neue, kreative Lösungen heraus. Zudem reduzieren Sie Ihre persönliche Belastung und haben den Kopf frei für Ihre eigenen Aufgaben.

8. Geben Sie zeitnah Feedback

Regelmäßiges Feedback ist der Schlüssel zur Weiterentwicklung Ihrer Mitarbeitenden. Ein jährliches Gespräch ist dafür nicht genug. Je häufiger, desto besser, lautet die Devise. Feedback sollte möglichst schnell nach dem Ereignis gegeben werden, auf das es sich bezieht. Das kann noch direkt in einem Meeting sein, bei einer Begegnung auf dem Flur oder in einem persönlichen Gespräch. Nicht vergessen: Feedback schließt nicht nur Kritik ein, sondern auch Lob!

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9. Investieren Sie in Ihre Entwicklung

Im stressigen Alltag kann die eigene Entwicklung leicht auf der Strecke bleiben. Doch so rasant wie die Welt sich entwickelt, dürfen Sie als Führungskraft nicht stehen bleiben. Die Anforderungen an gutes Führungsverhalten haben sich zum Beispiel in den vergangenen zehn Jahren stark gewandelt: heute spricht man von Führungskräften als Coaches, Moderator:innen und „Enablern“. Bilden Sie sich regelmäßig weiter, besuchen Sie Seminare und lesen Sie Bücher, oder lassen Sie sich coachen. Brücksichtigen Sie bei der Weiterentwicklung sowohl Ihre Fachkompetenzen als auch die sozialen Kompetenzen (soft skills).

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10. Seien Sie authentisch

Als Führungskraft sind Sie ein Mensch – mit einem Charakter, mit Stärken und Schwächen. Ihr Führungsverhalten wird nie perfekt und nach Lehrbuch sein. Das muss es auch nicht. Übernehmen Sie keine Führungstile, die Ihnen widerstreben oder nicht zu Ihrer Persönlichkeit passen. Verstellen Sie sich nicht. Finden Sie Ihren eigenen Stil. Ihre Mitarbeitenden werden Sie respektieren, wenn sie merken, dass Sie „Sie selbst“ sind – und Ihnen auch Fehler verzeihen.

Führungskräfte gezielt entwickeln

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