19. September 2023

Was ist die "Sonntagsangst"? Ein Leitfaden für HR

Sunday Scaries: So unterstützt HR bei Sonntagsangst

Kein Arbeitgeber will, dass seine Mitarbeiter:innen ungern zur Arbeit kommen. Studien legen jedoch nahe, dass die "Sonntagsangst" (auch “Sunday Scaries”) ein echtes Phänomen ist – selbst bei Arbeitnehmer:innen, die ihre Arbeit mögen. In diesem Artikel gehen wir der Sonntagsangst auf den Grund: Was genau ist dieses Phänomen? Welche Ursachen hat es? Und was kann die Personalabteilung dagegen tun?

Mit diesem Leitfaden sorgen Sie für eine Kultur, die von Vertrauen und Motivation geprägt ist.

Was ist die Sonntagsangst? 

Bei der Sonntagsangst handelt es sich um ein Gefühl von Unruhe oder Angst vor der Arbeit: Es setzt in der Regel am Sonntagnachmittag ein und steigert sich bis zum Abend hin. Man könnte auch von "Sonntagsblues" sprechen.

Obwohl Dinge wie ein stressiges Arbeitsumfeld durchaus beitragen können, ist die Sonntagsangst nicht unbedingt ein Zeichen dafür, dass jemand unglücklich am Arbeitsplatz ist. Wenn sich Ihre Mitarbeiter:innen jedoch sonntagabends ständig schlecht fühlen, könnte dies auf ein tieferliegendes Problem hinweisen.

Gibt es die Sonntagsangst wirklich? 

Es gibt zahlreiche Studien über die sogenannte Sonntagsangst. So ergab eine kürzlich vom Office for Health Improvements and Disparities (OHID) in Auftrag gegebene Umfrage, dass fast 67 % der Erwachsenen im Vereinigten Königreich regelmäßig unter Sonntagsangst leiden. Bei den 18- bis 24-Jährigen steigt diese Zahl auf 74 % an.

Was ist die Ursache für die Sonntagsangst? 

Es wäre logisch anzunehmen, dass die Sonntagsangst nur von Menschen erlebt wird, die ihren Job hassen oder einen Grund haben, nicht zur Arbeit zu gehen. Die Tatsache, dass das Problem so weit verbreitet ist, lässt jedoch vermuten, dass dies nicht der Fall ist. 

Was sind also die Ursachen für die Sonntagsangst, von der so viele Menschen betroffen zu sein scheinen? Hier sind einige der Faktoren, die zum Phänomen der Sonntagsangst beitragen können:

Allgemeine Angst vor der bevorstehenden Woche

Selbst bei Arbeitnehmer:innen, die ihre Arbeit mögen, kann der Ausblick auf die kommende Woche am Sonntagabend zu Unruhe führen. Man denke an überladene Aufgabenlisten, Leistungsdruck oder die Ungewissheit darüber, was die neue Woche bereit hält.

Zudem ist es heutzutage viel schwieriger ist als früher, einfach "abzuschalten". Viele Arbeitnehmer:innen erliegen der Versuchung, am Sonntag einen Blick auf ihre E-Mails oder Chat-Apps zu werfen, um herauszufinden, was nächste Woche ansteht. Das kann die innere Unruhe noch verstärken.

Zu wenig Entspannung und das Gefühl, Zeit zu vergeuden

Das Wochenende ist meist die einzige Zeit für Arbeitnehmer:innen, sich zu entspannen. Doch für viele ist es auch die einzige Zeit, um Besorgungen zu machen oder Hausarbeiten zu erledigen.

Ein Faktor, der die Sonntagsangst noch verstärken kann, ist das Gefühl, die freie Zeit "verschwendet" zu haben. Das kann paradoxerweise entweder daran liegen, dass man am Wochenende nicht genug Zeit zum Entspannen gefunden hat, oder daran, dass man nicht produktiv genug gewesen ist. 

Endloser Schlafmangel

Schlafmangel wird häufig als eine der Hauptursachen für die Sonntagsängste genannt. Doch je ängstlicher jemand ist, desto schlechter schläft die Person. Das wiederum macht den Montagmorgen schwieriger – und damit die Wahrscheinlichkeit, dass die Sonntagsangst in der folgenden Woche wieder auftaucht. 

Veränderte Routinen

Es gibt Hinweise darauf, dass Arbeitnehmer:innen eher zu “Sunday Scaries” neigen, wenn sie gezwungen sind, ihre Routine und Arbeitsgewohnheiten zu ändern. Die Tatsache, dass viele Unternehmen jetzt von ihren Mitarbeiter:innen verlangen, aus der Homeoffice-Routine zumindest teilweise ins Büro zurückzukehren, könnte die Angstgefühle noch verstärken. 

Ein Artikel von HR News stützt diese Theorie. In dem Artikel heißt es: 

  • Die Google-Suchanfragen nach "Sonntagsangst" stiegen um 100 %, als viele Unternehmen im Jahr 2021 Mitarbeitende wieder ins Büro zitierten

  • Die Suchanfragen nach "Büroangst" stiegen zwischen Januar und November 2022 um 32 %.

  • Im gleichen Zeitraum stiegen die Suchanfragen nach dem "Montagsblues" um 31 %.

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Was bedeutet das für die Arbeitgeber? 

Wenn Beschäftigte regelmäßig von der Sonntagsangst geplagt werden, kann sich dies negativ auf Ihr Unternehmen auswirken.

Geringere Produktivität: Mitarbeiter, die müde, aufgeregt oder gestresst sind, erbringen in der Regel keine Höchstleistungen. Wenn Sie Ihren Mitarbeiter:innen nicht helfen, die Sonntagsangst in den Griff zu bekommen, kann die Produktivität sinken. 

Geringeres Engagement: Es ist auch unwahrscheinlicher, dass sich diese Mitarbeite:innen bei der Arbeit voll engagieren und motiviert sind.

Erhöhte Fehlzeiten: Möglicherweise stellen Sie auch fest, dass sich Ihre Mitarbeiter:innen häufiger krankschreiben lassen, insbesondere montags. Im Laufe der Zeit kann das Auswirkungen auf die Produktivität und Leistung des gesamten Unternehmens haben. 

Präsentismus: Dies ist der Fall, wenn Mitarbeiter:innen zwar physisch am Arbeitsplatz anwesend sind, aber aufgrund von Krankheiten nicht ihr volles Potenzial ausschöpfen können. Nach Untersuchungen des Centre for Mental Health kostet allein die Abwesenheit aufgrund psychischer Erkrankungen die britische Wirtschaft jedes Jahr rund 17 Milliarden Euro (fast doppelt so viel wie die Kosten für Fehlzeiten). 

Erhöhte Personalfluktuation: Laut CNBC ist die Wahrscheinlichkeit liegt die Wahrscheinlichkeit zur Kündigung bei Mitarbeiter:innen, die sich bei der Arbeit häufig angespannt oder gestresst fühlen, mehr als dreimal so hoch. Für Unternehmen kann dies zu Personalengpässen und höheren Kosten für Recruiting, Onboarding und Schulungen führen.

Was können HR-Verantwortliche und Führungskräfte gegen die Sonntagsangst tun?

Eine kurze Google-Suche nach "Sunday Scaries" führt zu Hunderten von Artikeln, die Arbeitnehmern helfen sollen, ihre Sonntagsangst  zu bekämpfen. Der wichtigste Hebel ist jedoch die Unterstützung durch die Personalabteilung und die Unternehmensleitung. Hier ein paar Tipps:

  • Behalten Sie das Problem genau im Auge

  • Sagen Sie Meetings am Montag ab

  • Sorgen Sie dafür, dass Mitarbeitende die Wellbeing-Angebote Ihres Unternehmens nutzen

  • Verschicken Sie am Wochenende keine E-Mails 

Weniger Stress durch eine gesunde Work-Life-Balance

Die Sonntagsangst mag ein relativ neues Schlagwort sein, aber sie ist Teil einer allgemeinen Stresskultur am Arbeitsplatz. Die Personalabteilung und das Management sollten daher bei der Prävention von Stress helfen, bevor dieser zu einem totalen Burnout führt. 

Helfen Sie Ihrem Team, ein gesundes Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben aufrechtzuerhalten. Das kann bedeuten, dass sie flexible Arbeitszeiten anbieten, Homeoffice ermöglichen und Ihre Mitarbeiter:innen ermutigen, die ihnen zustehenden Urlaubstage zu nehmen. 

Vor allem geht es darum, eine Unternehmenskultur zu schaffen, in der Mitarbeitende angehalten werden, sich gut um sich selbst zu kümmern. Schließlich kann es sich in Zeiten wie diesen kein Unternehmen gestresste, unmotivierte oder ausgebrannte Mitarbeiter:innen leisten.

Bauen Sie eine starke Kultur auf

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