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Patriarchalischer Führungsstil: Eine komplette Übersicht
Inhalt
- 1Definition: Was ist patriarchalische Führung?
- 2Welche Merkmale zeichnen den patriarchalischen Führungsstil aus?
- 3Gibt es den patriarchalischen Führungsstil so heute noch?
- 4Vor- und Nachteile des patriarchalischen Führungsstils
- 5Beispiele für den patriarchalischen Führungsstil
- 6Autoritärer und patriarchalischer Führungsstil – wo liegt der Unterschied?
Definition: Was ist patriarchalische Führung?
Unternehmen mit einem patriarchalischen Führungsstil sind sehr hierarchisch: Die Unternehmensleitung gibt den Ton an und die Angestellten folgen den Anweisungen uneingeschränkt. Dabei versteht sie sich als Familienoberhaupt. Als solches fühlt sich die Führungsperson für die Mitarbeitenden verantwortlich und ist ihnen gegenüber wohlwollend. Zwischen ihnen besteht ein persönliches Verhältnis.
Woher kommt der Führungsstil?
Dieser Führungsstil ist einer der vier Stile, die der Soziologe Max Weber definierte. Neben dem patriarchalischen beschrieb er noch den autokratischen, bürokratischen und charismatischen Führungsstil.
Welche Merkmale zeichnen den patriarchalischen Führungsstil aus?
Wie sieht das Führungsverhalten aus?
Die Führungskraft trifft Entscheidungen alleine. Mitarbeitende bezieht sie dabei nicht ein.
Sie erwartet, dass die Angestellten Entscheidungen akzeptieren und ihren Anweisungen folgen.
Den Mitarbeiter:innen gegenüber ist sie fürsorglich und wohlwollend.
Sie fühlt sich dazu verpflichtet, dass es den Angestellten im Unternehmen gut geht.
Wie verhalten sich die Mitarbeiter:innen?
Die Angestellten folgen den Entscheidungen der Führungsperson und stellen sie nicht infrage.
Sie verlassen sich darauf, dass die Führungskraft das Beste für sie und das Unternehmen im Sinn hat.
Sie sind dem Unternehmen und der Führungskraft gegenüber loyal und haben oft eine starke emotionale Bindung.
Und was macht das mit der Unternehmenskultur?
Die Strukturen sind sehr hierarchisch.
Das Betriebsklima ist familiär.
Untereinander herrscht starkes Gemeinschaftsgefühl, die Kolleg:innen sind wie Familie.
Gibt es den patriarchalischen Führungsstil so heute noch?
Max Weber entwickelte seine Führungsstile Anfang des 20. Jahrhunderts. Die modernsten Ansätze sind sie also nicht mehr.
Zu seinen Zeiten waren die Merkmale des patriarchalischen Führungsstils noch deutlich häufiger in Unternehmen zu beobachten. In vielen Bereichen zählen heute andere Führungskompetenzen. Führungskräfte arbeiten eher auf Augenhöhe mit ihren Teammitgliedern zusammen wie beim kooperativen Führungsstil. Oder sie lassen ihnen beim Laissez-Faire-Führungsstil komplett freie Hand. Das heißt aber nicht, dass der patriarchalische Führungsstil „ausgestorben“ ist.
In traditionellen Familienunternehmen oder kleinen Betrieben, die keine breite Führungsetage haben wie größere Unternehmen, ist dieser Stil teilweise weiterhin zu finden.
Und auch wenn man es vielleicht nicht vermutet, können auch Start-ups einen patriarchalischen Führungsstil haben. Die Gründer:innen treffen Entscheidungen für ihr Unternehmen. Sie sind sich dabei der Verantwortung für das Team bewusst.
Die Mitarbeitenden folgen in diesem Fall bereitwillig, weil sie von der Vision des Unternehmens überzeugt sind und hinter der Marke stehen. Gerade in noch kleineren Teams haben sie ein enges Verhältnis zum Founder und ein starkes Gemeinschaftsgefühl.
Vor- und Nachteile des patriarchalischen Führungsstils
Kein Führungsstil ist 100 Prozent perfekt und auch die patriarchalische Führung hat ihre Vor- und Nachteile. Lassen Sie uns einen Blick darauf werfen, was für und gegen sie spricht:
Vorteile | Nachteile |
---|---|
Es herrschen klare Regeln. | Die Mitarbeitenden sind weniger kreativ, da sie ihre Ideen nicht einbringen können. |
Entscheidungen werden schnell getroffen, da die Führungskraft sie alleine fällt. | Ohne weitere Perspektiven bei Entscheidungen bringt das Unternehmen ggf. weniger Innovationen hervor. |
Das Unternehmen ist schnell handlungsfähig. | Die Führungskraft kann in ihren Entscheidungen auch Fehler machen. |
Die Unternehmensleitung kümmert sich um die Angestellten, was sich positiv auf ihr Wohlbefinden auswirken kann. | Die Mitarbeitenden zeigen wenig Eigeninitiative. |
Es herrscht eine starke Mitarbeiterbindung. | Der Stil kann zu einer starken Belastung der Führungskraft führen, da sie die alleinige Verantwortung trägt. |
Die Arbeitsdisziplin ist hoch. |
Beispiele für den patriarchalischen Führungsstil
Sie möchten verstehen, wie der patriarchalische Führungsstil in der Praxis abläuft? Vorab: In der Praxis findet man bei Führungsstilen nicht jedes Merkmal eines theoretischen Ansatzes wieder. Wie sich eine Führungskraft verhält kann auch eine Mischform aus zwei oder mehreren Stilen darstellen. Oder sie tendiert in kritischen Situationen eher zu autoritären Verhaltensweisen, führt normalerweise aber auf Augenhöhe. Mithilfe von Programmen zur Führungskräfteentwicklung können Manager:innen zudem bestimmte Kompetenzen und Techniken trainieren.
Um Führungsverhalten zu verstehen, hilft es aber, sich die theoretischen Ansätze genauer anzusehen. Daher hier zwei (fiktive) Beispielszenarien, wie die patriarchalische Art der Mitarbeiterführung in Unternehmen aussehen könnte.
Beispiel 1: Malermeisterbetrieb Franz A.
Nachdem er einige Jahre in seinem Lehrberuf tätig war, hat sich Franz mit einem eigenen Unternehmen selbständig gemacht. Jetzt führt er den Malermeisterbetrieb schon seit 25 Jahren. Zu seinen Angestellten zählen sein Sohn, drei langjährige Mitarbeiter und eine Auszubildende. Als Chef fühlt sich Franz für seine Mitarbeiter:innen verantwortlich. Ihm ist wichtig, dass er einen guten Draht zu ihnen hat. Gleichzeitig erwartet er, dass alles reibungslos funktioniert und sie seinen Regeln und Anweisungen folgen. Entscheidungen über Aufträge, mögliche neue Methoden und die generelle Entwicklung seines Unternehmens trifft er alleine. Aufgrund seiner Erfahrung zweifelt diese aber auch niemand an. Sein Sohn hat schon Interesse gezeigt, den Betrieb einmal von ihm zu übernehmen.
Beispiel 2: Start-up
Linda hat vor zwei Jahren ihr Start-up example im Health-Bereich gegründet. Mittlerweile hat sie 15 Mitarbeiter:innen. Das Unternehmen ist ihr „Baby“, deswegen trifft sie unternehmerische Entscheidungen bzgl. Investoren und der Weiterentwicklung ihres Produkts auch selbst und gibt das nicht in andere Hände. Das Team versteht sich als Familie und verbringt auch außerhalb der Arbeitszeiten gerne Zeit miteinander. Die Teammitglieder sind zu 100 Prozent überzeugt von dem Produkt und seinem Mehrwert für ihre Zielgruppe.
Autoritärer und patriarchalischer Führungsstil – wo liegt der Unterschied?
Wenn man sich andere Führungsstile anschaut, dann wirkt Vieles am patriarchalischen Führungsstil ganz schön autoritär. Aber gleichzeitig gibt es noch den autoritären bzw. autokratischen Führungsstil. Wo liegt da der Unterschied?
Tatsächlich haben beide Führungsstile einige Gemeinsamkeiten:
Die Führungskraft hat die alleinige Entscheidungsmacht.
Sie bezieht die Mitarbeiter:innen nicht in die Entscheidungsfindung ein.
Entsprechend können Entscheidungen sehr schnell fallen.
Es gibt klare Hierarchiestufen.
Die Angestellten können sich nicht mit Ideen einbringen.
Was eine autoritäre von einer patriarchalen Kultur unterscheidet:
Eins der zentralen Führungsinstrumente ist Kontrolle: Der oder die Vorgesetzte beobachtet und überprüft die Arbeit der Mitarbeiter:innen strengstens.
Die Untergebenen müssen Anweisungen bis ins kleinste Detail befolgen.
Außerdem besteht eine gewisse Distanz zwischen Manager:in und Teammitgliedern – ganz anders als bei einer patriarchalischen Führungskraft, die fürsorglich ist und der eine persönliche Verbindung zu den Angestellten wichtig ist.
Zusammengefasst: Der von Max Weber definierte patriarchalische Führungsstil ist auch heutzutage noch in Unternehmen zu finden, meistens in traditionellen Familienunternehmen oder Kleinbetrieben. Die unangefochtene Führungsperson steuert das Unternehmen, gibt klare Anweisungen und sorgt fürsorglich für die Mitarbeitenden. Diese haben eine persönliche Verbindung zum / zur Vorgesetzten – ihre Ideen einbringen können sie aber nicht. Trotzdem besteht eine starke emotionale Bindung zum Unternehmen. Indem die Führungskraft Entscheidungen alleine trifft, sind sie schnell getroffen und umgesetzt – durch fehlende andere Perspektiven kann aber die Innovationskraft leiden.