27. Mai 2021

Video-Koller? 5 Wege aus der Zoom Fatigue

Online Meetings sorgen zunehmend für Zoom Fatigue
Frau in Online Konferenz

Rauschiger Ton, verpixeltes Bild, umherschweifende Blicke ("Hat der Chef gerade mich gemeint?"). Dauernde Videokonferenzen sind anstrengend und rufen bei Mitarbeitenden immer häufiger Belastungssymptome hervor. Wie die “Zoom Fatigue” entsteht, weshalb sie für Unternehmen ernst zu nehmende Folgen haben kann und was wirklich hilft, der Online-Erschöpfung vorzubeugen.

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Definition: Zoom Fatigue – was ist das?

Zoom Fatigue beschreibt die Erschöpfung, die sich nach zu vielen virtuellen Meetings im Arbeitsalltag einstellt. Die Wortkreation setzt sich aus zwei Teilen zusammen: „Zoom“ (ein US-amerikanisches Tool, das stellvertretend für die Zunahme an Videokonferenzen während der Corona-Pandemie steht) und „Fatigue“ (Englisch für Müdigkeit).

Während der langen Monate von Home-Office belasten die Auswirkungen der Zoom Fatigue immer mehr Arbeitnehmende. Einer Untersuchung des Instituts für Beschäftigung und Employability (IBE) zufolge, spüren insgesamt 64,1 Prozent der Befragten Zoom Fatigue stark (56,8%) oder sehr stark (7,3%).

Die Symptome der Zoom Fatigue im Überblick

Zoom Fatigue
Quelle: IBE (2020) “Zoom-Fatigue”

Viele Mitarbeitenden sehen sich durch virtuelle Meetings psychisch beeinträchtigt: Sie sind unfokussiert (85,6%), ungeduldig und genervt (50%), unausgeglichen (34,8%). Schwerwiegendere körperliche Belastungen wie Rückenschmerzen (28%) treten weniger häufig auf, Schlafstörungen (13,6%) oder Magenschmerzen (2%) sogar noch seltener. Dennoch wird deutlich, wie stark ständige Online-Meetings in die Gesundheit der Teilnehmer:innen eingreifen.

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Warum ist Zoom Fatigue für Unternehmen problematisch?

Die durch Zoom Fatigue ausgelösten Symptome – seien sie nun psychisch oder körperlich – wirken sich auf die Produktivität, Motivation und Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden aus. Sie auf die leichte Schulter zu nehmen, ist deshalb keine gute Idee.

Eine unter 2.500 HR-Experten und Mitarbeitenden durchgeführte Studie von Personio zeigt: 29 Prozent der Angestellten finden, dass ihre Produktivität während der Pandemie gesunken ist. 22 Prozent der Befragten machen empfinden ihr schlechtes mentales und / oder körperliches Befinden als größtes Hindernis für produktives Arbeiten.

Die HR-Studie von Personio können Sie hier herunterladen.

Wer explodierende Krankenstände, sinkende Leistung und Einbußen bei seiner Employer Brand vermeiden will, sollte also verstehen, wie Zoom Fatigue entsteht. Nur so lassen sich die richtigen Stellschrauben drehen, um negativen Folgen entgegenzuwirken.

Wie entsteht Zoom Fatigue?

Keine Konferenzräume mit schlechter Luft, kein Hetzen von einem Stockwerk ins nächste. Warum sind Online-Meetings trotzdem so anstrengend? Dafür gibt es eine Bandbreite an Gründen, die sich laut IBE Studie in drei wesentlichen Kategorien zusammenfassen lassen:

  • Zwischenmenschliches (z.B. fehlende Körpersprache)

  • Organisatorischer Rahmen (z.B. enge Taktung)

  • Technische Faktoren (z.B. schlechte Tonqualität)

Bei den zwischenmenschlichen Aspekten entstünden die höchsten Belastungen durch den fehlenden sozialen Austausch der Teilnehmer:innen, so das Institut für Beschäftigung und Employability. Doch nicht nur der fast vollständige Wegfall der nonverbalen Signale macht die Kommunikation so anstrengend. Auch der ständige intensive Blickkontakt und die Tatsache, sich in Videochats oft selbst zu sehen, sorgen für Erschöpfung. “Es ist, als würde dir ständig jemand mit einem Spiegel hinterher laufen. Das ist stressig und macht selbstkritisch”, sagt Jeremy Bailenson, Professor für Kommunikation an der Standford-Universität, der die psychischen Folgen virtueller Meetings in einer weiteren Studie untersuchte.

55,4% der Befragten müssen sich wegen der schlechten Tonqualität im Online-Meeting besser konzentrieren.

– IBE, 2020

Neben der stärkeren kognitiven Belastung durch das erschwerte Lesen der Kommunikationssignale, sieht Bailenson im Bewegungsmangel einen wichtigen Grund für Zoom Fatigue. Das hemmt die Kreativität und Innovationskraft von Mitarbeitenden.“Studien zeigen, dass Menschen kognitiv leistungsfähiger sind, wenn sie sich bewegen”, sagt Prof. Jeremy Bailenson.

44,6 Prozent der für das IBE Befragten bemängelten außerdem, keine Pausen während der Online-Meetings wahrnehmen zu können. 55,4 Prozent sagen, sie müssten sich wegen der schlechten Tonqualität besser konzentrieren.

Weitere Gründe für die Zoom Fatigue

  • Wiederkehrende technische Probleme bei der Anmeldung im Tool sorgen für Frust

  • Durch schlechte Verbindung verzögerte Antworten und Unterbrechungen behindern den Kommunikationsfluss

  • Je mehr Gesichter parallel zu sehen sind, desto mehr Informationen versucht das Gehirn zu verarbeiten

  • Der Wechsel zwischen hervorgehobenen Bildern der Sprecher:innen, Screensharing usw. ermüdet das Auge

  • Zu viele Funktionen wie sprechen oder stumm schalten, Bild an- oder ausschalten, Reaktionen per Symbol, “Hand heben” oder Chat-Nutzung überfordern

Wie vermeidet man Zoom Fatigue?

Weil virtuelle Meetings anstrengender sind als normale, ist es sinnvoll, konkrete Richtlinien einzuführen. Hier sind einige Anti-Zoom-Fatigue-Tipps:

Vor dem Meeting:

  • Fragen Sie sich: Braucht es hier wirklich ein Meeting oder lässt sich der Inhalt auch anders abbilden, z.B. in einer kompakten E-Mail?

  • Meetings zeitlich begrenzen (max. 45 Minuten) und währenddessen kleine Pausen einplanen

  • Ca. 10 Minuten Pausen zwischen den einzelnen Meetings lassen

  • Meetings klar strukturieren

  • Meetings humorvoll moderieren und Teilnehmer:innen einbeziehen

  • Teilnehmer:innenzahl begrenzen – nicht jeder muss dabei sein

  • Richtigen Abstand zum Bildschirm herstellen, Helligkeits- und Toneinstellungen optimieren

5 Tipps während des Meetings:

  1. Audio pur: Gerade bei langen Meetings sollten Sie das Video immer mal wieder ausschalten und nur zuhören (auch Ihr eigenes).

  2. Keine Vollbildansicht: Machen Sie das Video kleiner – so geraten Sie nicht in Versuchung, ständig Blickkontakt zu halten.

  3. Selbstansicht verbergen: Es ist ok, wenn die anderen Sie sehen, Sie selbst müssen sich aber nicht permanent ärgern, wenn Sie einen Bad-Hair-Day haben.

  4. Keine Gruppenansicht: So müssen Sie nicht versuchen, zig non-verbale Signale zugleich zu deuten.

  5. Zwischendurch aufstehen und bewegen: Denn das tut Körper UND Konzentration gut.

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