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Kommunikationsmodelle: Verbessern Sie Ihre Kommunikation
In der Personalarbeit ist eine klare Kommunikation von entscheidendem Vorteil. Doch wie stellen HRler:innen und Führungskräfte sicher, dass die Verständigung mit den Angestellten funktioniert? Hierbei helfen Kommunikationsmodelle. Sie vermitteln uns konkrete Einsichten in die Komplexität des menschlichen Austauschs. Im Folgenden erklären wir, welche Kommunikationsmodelle es gibt und wie sie den (Arbeits-)Alltag und das menschliche Miteinander erleichtern.
Key Facts
Aus Sicht der Kommunikationsforschung dienen Kommunikationsmodelle dazu, die verschiedenen Dimensionen und Komplexitäten der menschlichen Kommunikation zu verstehen und zu interpretieren.
Verschiedene Modelle wie das Sender-Empfänger-Modell, das Vier-Ohren-Modell und das Eisbergmodell bieten unterschiedliche Perspektiven des Kommunikationsprozesses.
Die Anwendung dieser Modelle im Berufsalltag kann eine effektive Kommunikation fördern, Missverständnisse minimieren und das zwischenmenschliche Miteinander verbessern.
Trotz ihrer Nützlichkeit ist es wichtig, die Grenzen von Kommunikationsmodellen zu erkennen und sie kritisch zu betrachten, da kein Modell alle Aspekte der realen Kommunikation vollständig erfasst.
Nicht alle Modelle sind in allen Situationen oder Kulturen anwendbar und das Risiko der Überanwendung eines bestimmten Modells kann zu einem Tunnelblick führen.
Was sind Kommunikationsmodelle?
Mithilfe von Kommunikationsmodellen lassen sich die komplexen Prozesse der zwischenmenschlichen Interaktion und Kommunikation visualisieren und besser verstehen. Das Ziel besteht darin, zu ermitteln, welche Faktoren die Kommunikation auf welcher Ebene beeinflussen. Dies ermöglicht es, Kommunikationshindernisse zu identifizieren und zu überwinden und somit eine effektive und zielführende Kommunikation zu gewährleisten.
Fest steht: Gespräche bestehen aus mehr als dem neutralen Wortgehalt. Denn Menschen kommunizieren grundsätzlich auf mehreren Ebenen. Zu den Kommunikationsarten zählen:
verbale Kommunikation: gesprochenes Wort
paraverbale Kommunikation: Tonfall, Lautstärke, Stimmlage und Sprechtempo
nonverbale Kommunikation: Körperhaltung, Gestik und Mimik
Überblick über die wichtigsten Kommunikationsmodelle
Kommunikation ist vielschichtig und Kommunikationsmodelle sind es ebenfalls. Im Folgenden erhalten Sie einen Überblick über einige der bekanntesten Kommunikationsmodelle.
Sender-Empfänger-Modell nach Warren Weaver und Claude E. Shannon
Das von Shannon und Weaver entwickelte Sender-Empfänger-Modell zählt zu den elementaren Kommunikationsmodellen und konzentriert sich auf den technischen Aspekt der Kommunikation.
Gemäß dem Sender-Empfänger-Modell codiert (verschlüsselt) ein:e Sender:in eine Nachricht – unter Einsatz verschiedener Kommunikationsarten. Diese Nachricht wird übertragen und anschließend von dem/der Empfänger:in decodiert (entschlüsselt). Damit es bei der Entschlüsselung jedoch nicht zu Störungen kommt bzw. Missverständnisse rasch aufgeklärt werden können, ist es wichtig, dass Empfänger:innen Feedback bzw. eine Reaktion an den/die Sender:in zurückschicken. Nun wird aus dem/der Sender:in wiederum ein:e Empfänger:in.
Lesetipp: Feedbackgespräche führen – das sollten Sie wissen
Organonmodell – Karl Bühler
Das Organonmodell, das Kommunikation als Werkzeug beschreibt, geht auf den Psychologen und Sprachtheoretiker Karl Bühler zurück. Das gesprochene Wort (= „sprachliches Zeichen“) fußt laut ihm auf folgenden drei Elementen:
Ausdrucksfunktion (Symptom): Sprachliche Zeichen fungieren als Ausdruck von Sichtweisen und Gefühlen.
Darstellungsfunktion (Symbol): Sender:innen nutzen Kommunikation, um mithilfe von sprachlichen Zeichen Sachverhalte auszudrücken.
Appellfunktion (Signal): Jedem sprachlichen Zeichen wohnt eine Aufforderung bzw. eine Absicht inne.
5 Axiome der Kommunikation – Paul Watzlawick
Paul Watzlawick, ein österreichischer Kommunikationswissenschaftler und Psychotherapeut, stellte fünf grundlegende Prinzipien der Kommunikation (Axiome) vor:
1. Axiom: Man kann nicht nicht kommunizieren. – Auch wenn wir aufhören zu sprechen, drücken wir mittels nonverbaler Sprache weiterhin Ansichten und Haltungen aus.
2. Axiom: Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und Beziehungsaspekt. – Die Beziehungsebene hat einen Einfluss darauf, wie Inhalte kommuniziert und aufgefasst werden.
3. Axiom: Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung. – Kommunikation verursacht stets eine Reaktion (= Wirkung).
4. Axiom: Menschliche Kommunikation bedient sich analoger und digitaler Modalitäten. – Die verbale Sprache (digital) ist durch para- und nonverbale Modalitäten beeinflusst.
5. Axiom: Kommunikation ist symmetrisch oder komplementär. – Gesprächspartner:innen kommunizieren entweder auf Augenhöhe oder unter- bzw. übergeordnet.
4-Ohren-Modell – Friedemann Schulz von Thun
Friedemann Schulz von Thun entwickelte das Vier-Ohren-Modell – auch als Nachrichtenquadrat oder Vier-Seiten-Modell bekannt. Jede Nachricht, so argumentierte er, hat vier Dimensionen und kann somit auf vier Ebenen vermittelt bzw. aufgefasst werden:
Sachebene
Selbstoffenbarung
Beziehungsebene
Appellebene
Während auf der Sachebene reine Informationen kommuniziert werden, gibt die Selbstoffenbarung Auskunft über den/die Sender:in selbst. Die Beziehungsebene zeigt, wie Sender:in und Empfänger:in zueinander stehen, und der Appell drückt aus, was der/die Sender:in von dem/der Empfänger:in möchte.
Schulz von Thuns Kommunikationsmodell lehrt demnach, Nachrichten aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Werden Nachrichten nämlich auf einer anderen Ebene decodiert, als sie codiert wurden, resultieren daraus mitunter große Missverständnisse.
Lesetipp: Die 8 Kommunikationsstile nach Schulz von Thun
Eisbergmodell – Sigmund Freud
Das sogenannte Eisbergmodell von Freud fällt nicht unmittelbar in die Kategorie der herkömmlichen Kommunikationsmodelle. Dennoch liefert es uns wichtige Einblicke im Hinblick auf das menschliche Innenleben und wie dieses die Kommunikation beeinflusst. Es besagt, dass sich Menschen lediglich eines kleinen Bruchteils ihrer Emotionen und Gedanken – vergleichbar mit dem sichtbaren Teil eines Eisbergs, der aus dem Meer herausragt – bewusst sind. Der weitaus größere Anteil hingegen, ähnlich dem massiven unter Wasser verborgenen Teil eines Eisbergs, läuft unterbewusst ab.
Auf die zwischenmenschliche Kommunikation angewandt bedeutet das, dass sich nur ca. 20 Prozent einer Aussage auf der Sachebene abspielen, während Gefühle, Werte, Einstellungen und Wünsche auf der Beziehungsebene „nur“ mitschwingen und dabei jedoch 80 Prozent der Kommunikation ausmachen.
Transaktionsanalyse – Eric Berne
Das Kommunikationsmodell der Transaktionsanalyse (kurz: TA), entwickelt von Eric Berne, betrachtet Kommunikation als Transaktionen zwischen Menschen, wobei jede:r in einem von drei „Ich-Zuständen“ agieren kann:
als Kind („Kind-Ich“) – unbedachte und emotionale Kommunikation
als Erwachsene:r („Erwachsenen-Ich“) – reflektierte und sachliche Kommunikation
als Elternteil („Eltern-Ich“) – umsorgende oder bevormundende Kommunikation
Durch das Verständnis dieser Zustände und ihrer Wechselwirkungen können Kommunikationskonflikte besser verstanden und gelöst werden.
Gatekeeper-Modelle
Gatekeeper-Modelle befassen sich mit dem Prozess, durch den Informationen gefiltert oder modifiziert werden, bevor sie den/die Empfänger:in erreichen. In vielen Kommunikationssystemen, insbesondere in den Medien, gibt es „Torwächter:innen“ und Faktoren, die entscheiden, welche Informationen weitergegeben werden und welche nicht. Dieses Modell hilft zu verstehen, wie Nachrichten geformt und beeinflusst werden können.
NLP – Richard Bandler und John Grinder
NLP (Neurolinguistisches Programmieren) geht ursprünglich auf Richard Bandler und John Grinder zurück und basiert auf der Idee, dass es eine direkte Verbindung zwischen der menschlichen Wahrnehmung und den gezeigten Verhaltensmustern gibt. Diese Erkenntnis wird zum Beispiel im Marketing genutzt, um die Wahrnehmung und somit auch das Verhalten mithilfe von Kommunikationstechniken gezielt zu beeinflussen.
Kommunikationsmodelle im Berufsalltag anwenden
Die Kenntnis von Kommunikationsmodellen ist nicht nur für Theoretiker:innen oder Akademiker:innen von Bedeutung. In der Praxis lassen sich diese Modelle in vielen Berufsfeldern anwenden, um eine effektive Kommunikation und bessere zwischenmenschliche Beziehungen zu fördern. Dies kann beispielsweise wie folgt aussehen:
Das Eisbergmodell hilft Führungskräften dabei, die intrinsische Motivation und Ängste von Mitarbeitenden zu erkennen. Dies kann unter anderem dazu beitragen, ein unterstützendes Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem Mitarbeitende sich wertgeschätzt und verstanden fühlen.
Im Kontext von Teammeetings oder Mitarbeitergesprächen dient das Vier-Ohren-Modell dazu, die verschiedenen Dimensionen einer Botschaft zu berücksichtigen. Dies beugt Komplikationen vor und gewährleistet ein harmonisches, zielführendes Miteinander.
Basierend auf den Prinzipien des Sender-Empfänger-Modells können Rückfragen im Rahmen des Kundenservices dazu genutzt werden, sicherzustellen, dass Nachrichten klar und ohne Störungen übermittelt werden.
Manager:innen profitieren davon, die Prinzipien der Transaktionsanalyse anzuwenden, um festzustellen, in welchem „Ich-Zustand“ Mitarbeiter:innen kommunizieren. In der Folge lässt sich die eigene Kommunikation entsprechend anpassen.
Mithilfe des Gatekeeper-Modells gelingt es Marketingteams, zu analysieren, welche Nachrichten von welchen Medienplattformen bevorzugt weitergegeben werden. Diese Erkenntnis kann genutzt werden, um Botschaften entsprechend zu gestalten.
Lesetipp: Strategien der internen Kommunikation
Nachteile von Kommunikationsmodellen
Kommunikationsmodelle schaffen umfassende Rahmenbedingungen, um den Prozess der Kommunikation zu verstehen. Allerdings erfassen sie nicht alle Nuancen und Komplexitäten der realen Kommunikation. Indem wir die Grenzen von Kommunikationsmodellen anerkennen, können wir sie effektiver und kritischer in unserer Kommunikationspraxis einsetzen:
Übervereinfachung: Viele Modelle neigen dazu, den Kommunikationsprozess zu vereinfachen. Die Einflüsse von Kultur und Kontext werden dabei mitunter außer Acht gelassen.
Statische Darstellung: Einige Modelle stellen Kommunikation als eine lineare und statische Abfolge dar. Dabei wird vernachlässigt, dass echte Kommunikation mit einem dynamischen, sich stetig verändernden Prozess einhergeht.
Fehlende Berücksichtigung von Emotionen: Modelle, die sich stark auf den logischen oder strukturellen Aspekt der Kommunikation konzentrieren, berücksichtigen die Rolle von Emotionen und nonverbaler Kommunikation nicht ausreichend.
Unvollständige Anwendbarkeit: Nicht alle Modelle sind in allen Situationen gleichermaßen anwendbar. Was in einem privaten Kontext funktioniert, ist möglicherweise nicht für den beruflichen Alltag relevant (und umgekehrt).
Risiko der Überanwendung: Ein Verständnis von Kommunikationsmodellen kann dazu führen, dass Menschen versuchen, jedes Kommunikationsproblem durch den spezifischen „Filter“ eines bestimmten Modells zu sehen. Dies kann zu einem Tunnelblick führen, bei dem andere mögliche Erklärungen oder Lösungen übersehen werden.
Trotz ihrer Schwächen bleiben Kommunikationsmodelle ein wichtiges Werkzeug. Es ist vor allem entscheidend, sie als das zu betrachten, was sie sind: Modelle, die uns helfen, die Welt besser zu verstehen, aber nicht unbedingt die vollständige Wirklichkeit darstellen.
Die Bedeutung von Kommunikationsmodellen für HR
HRler:innen und Personalverantwortliche kommunizieren berufsbedingt mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Menschen. Egal, ob im Bewerbungs- oder Mitarbeitergespräch – eine schnelle Auffassungsgabe und eine akkurate Einschätzung des Gegenübers sind unerlässlich. Kommunikationsmodelle dienen dazu, die verschiedenen Aspekte der zwischenmenschlichen Kommunikation und Interaktion zu analysieren, und erweisen sich im HR-Alltag als ausgesprochen nützlich. Auch wenn sie nicht auf jede Situation und Kommunikation anwendbar sind, fungieren sie als entscheidendes Werkzeug für eine zielgerichtete Kommunikation.
Dank der Personio-Software können sich Personaler:innen und Führungskräfte voll und ganz auf den Kommunikationsprozess konzentrieren – und die Organisation automatisiert und zeitsparend im Hintergrund ablaufen lassen. Erfahren Sie mehr in einem unverbindlichen Beratungsgespräch!
FAQ
Was haben alle Kommunikationsmodelle gemeinsam?
Kommunikationsmodelle versuchen, den Prozess der menschlichen Interaktion abzubilden, zu unterteilen und auf diese Weise verständlicher zu machen. Dies kann dazu genutzt werden, Missverständnissen vorzubeugen und eine bessere Kommunikation zu gewährleisten.
Was ist verbale und nonverbale Kommunikation?
Verbale Kommunikation bezieht sich auf die Verständigung mittels Worten. Nonverbale Kommunikation hingegen umfasst andere Ebenen wie Körpersprache, Mimik und Gestik.
Was bringen Kommunikationsmodelle?
Kommunikationsmodelle helfen uns, die Komplexität der menschlichen Kommunikation zu verstehen und zu interpretieren. Sie können dazu beitragen, Missverständnisse zu minimieren, die Qualität der Kommunikation zu verbessern und zwischenmenschliche Beziehungen somit stärken.
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