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6. August 2024
HR News im August: Die wichtigsten Trends für Personaler:innen
Arbeitsrechtliche Urteile, HR-Trends, handverlesene Studien: In unseren HR News gibt's jeden Monat einen knackigen Überblick über neue Top-Themen aus dem Personalbereich. Denn der frühe Vogel fängt den Wurm...
Urlaubsgeld: Warum einer in die Röhre schaut und der andere schon mal nach Reisezielen
„Sommer, Sonne, Sonnenschein …“ gibt’s für alle Beschäftigten in Deutschland. Beim Urlaubsgeld sieht die Sache allerdings schon anders aus. Aktuelle Zahlen dazu liefert eine Online-Umfrage des Portals lohnspiegel.de mit fast 68000 Teilnehmenden: Nur knapp 47 Prozent aller Beschäftigten kommen demnach in den finanziellen Genuss von Urlaubsgeld. Ob die Extrazahlung fließt oder nicht, hängt laut Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichem Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung hohen Maße im von der Tarifbindung ab.
Die Zahlen bestätigen das. In tarifgebundenen privatwirtschaftlichen Unternehmen erhalten stolze 74 Prozent der Mitarbeitenden Urlaubsgeld, ohne Tarifbindung sind es gerade einmal 36 Prozent. Auch die Höhe des Urlaubsgeldes schwankt zwischen den Branchen. Während Beschäftigte in der Landwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern mit gerade einmal 186 Euro zusätzlich auf Reisen gehen, ist die Kasse von Mitarbeitenden in der Holz und Kunststoff verarbeitenden Industrie prall gefüllt – mit bis zu 2686 Euro. Im Schnitt liegt das Urlaubsgeld 2024 in den westlichen Bundesländern bei 1692 Euro, im Osten bei 1196 Euro.
„Das Urlaubsgeld ist ein echtes Extra für die Beschäftigten – und ein gutes Argument für tarifgebundene Arbeitgeber, die auf der Suche nach Fachkräften sind“, sagt WSI-Experte Dr. Malte Lübker. Doch die Tarifbindung ist auf dem Rückzug, 2024 sind nur noch 42 Prozent der privatwirtschaftlichen Unternehmen tarifgebunden.
Das Urlaubsgeld ist ein echtes Extra für die Beschäftigten – und ein gutes Argument für tarifgebundene Arbeitgeber, die auf der Suche nach Fachkräften sind.
– Dr. Malte Lübker, WSI-Experte
Übrigens: Je größer ein Unternehmen, desto höher ist die Chance auf Urlaubsgeld und wer im Westen arbeitet erhält mehr. Krasse Unterschiede gibt es bei den Geschlechtern: Nur 40 Prozent der Frauen, aber 50 Prozent der Männer profitieren vom Urlaubsgeld. Positive Beobachtung: In acht von siebzehn Branchen hat sich die Höhe des Urlaubsgeldes positiv entwickelt. Milder Trost für alle, die in Sachen Urlaubsgeld diesmal leer ausgehen: Sommer, Sonne und Sonnenschein sind gratis. Garantiert.
Der Immer-am-Handy-Urlaub oder wenn die Arbeit auch am Strand ruft
Urlaub (Substantiv, maskulin [der]: bezahlte Freizeit, die der Wiederherstellung und Erhaltung der Arbeitskraft des Arbeitnehmers dienen soll. Während des Urlaubs darf der Arbeitnehmer deshalb keine dem Urlaubszweck widersprechende Erwerbstätigkeit leisten.
Klingt gut, oder? Deckt sich aber offensichtlich nicht mit der Realität. Denn 71 Prozent der Beschäftigten sind während des Urlaubs nicht off-, sondern online – erreichbar für Vorgesetzte, Kolleg:innen oder Geschäftspartner:innen. Zu dieser Erkenntnis kommt eine Umfrage des Branchenverbands Bitkom. Spannend in diesem Zusammenhang: Nur 27 Prozent möchten im Urlaub überhaupt ihre Ruhe vor dem Job haben ...
Als Hauptgrund für ihre Immer-am-Handy-Haltung geben 63 Prozent der Beschäftigten eine „Erwartungshaltung“ in ihrem beruflichen Umfeld an. Sie sollen erreichbar sein. Stolze 36 Prozent der Mitarbeitenden haben sogar „Angst, etwas zu verpassen“. Keine gute Einstellung, wie auch Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder findet: „Mobil und flexibel zu arbeiten, ist heute für viele Menschen Alltag. Wo Berufs- und Privatleben zunehmend verschmelzen, ist umso wichtiger, sich eine feste Auszeit zu nehmen und den Sommerurlaub ungestört zu genießen.“ Er sieht die Arbeitgeber in der Verantwortung, funktionierende Vertretungslösungen zu etablieren, damit sich die Beschäftigten in den Ferien erholen können.
HR kann hierbei mit der Etablierung klarer Regeln und Absprachen einen gehörigen Teil dazu beitragen.
Längere Elternzeiten – Gefahr für Unternehmen?
Erinnern Sie sich noch an das Erziehungsgeld, eine familienpolitische Maßnahme für die Eltern von vor dem 1.1.2007 geborener Kinder? Eltern konnten damals beim Erziehungsgeld wählen zwischen 300 Euro über einen Zeitraum von 24 Monaten oder 450 Euro monatlich über einen Zeitraum von 12 Monaten. Vor allem Haushalte mit geringerem Einkommen profitierten. Mit der Einführung des Elterngeldes im Jahr 2007 erhöhte sich die Summe auf bis zu 1800 Euro für bis zu 14 Monate. Mit dem Elterngeld sank zudem der Anteil der innerhalb eines Jahres wieder an den Arbeitsplatz zurückkehrenden Mütter von vorher 40 Prozent auf 20 Prozent. Die Abwesenheitszeiten von Müttern verlängerten sich deutlich.
Jetzt widmet sich erstmals eine empirische Studie der Frage, ob und wenn ja wie sich längere Elternzeiten auf die KMU – das Rückgrat der deutschen Wirtschaft – auswirkten und auswirken. In drei Worten: langfristig nicht negativ. Die Abwesenheiten von Müttern führten naturgemäß zu Beschäftigungslücken. Knapp 40 Prozent der in Elternzeit gehenden Mütter wurden durch Neueinstellungen ersetzt. Diese „Neuen“ wiesen laut Studie eine hohe demographische Ähnlichkeit zu den werdenden Müttern auf. Es waren überwiegend junge Frauen.
Die Neueinstellungen konnten die Lücken nicht in Gänze kompensieren und die betroffenen KMU hatten eine um 3 Prozent geringere Belegschaft – laut Studie aber ein nur kurzfristig wirkender Effekt. Nach der maximalen Elterngeldzeit – also nach 14 Monaten – kehrten im Schnitt wieder genauso viele Mütter an ihren Arbeitsplatz zurück wie vor der Einführung des Elterngeldes.
Positive Nebeneffekte: Die als Elternzeitvertretung eingestellten Beschäftigten blieben oft deutlich länger im Unternehmen als für den vereinbarten Vertretungszeitraum. Und: das Elterngeld hat die Unternehmen – anders als 2007 befürchtet – finanziell nicht übermäßig belastet.