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28. November 2025
Die EU-Richtlinie zur Lohntransparenz: Was HR-Manager und Personio-Nutzer wissen müssen

Ab Juni 2026 arbeiten HR-Manager in der EU unter neuen Regelungen, die wenig Spielraum für Unklarheiten lassen: die EU-Richtlinie zur Lohntransparenz. Für Organisationen mit mehr als 100 Mitarbeitenden führt diese Richtlinie verpflichtende Gehaltsspannen-Angaben in jeder Stellenanzeige ein, gibt Arbeitnehmenden das Recht, durchschnittliche Gehaltsdaten nach Geschlecht anzufordern, und verlangt regelmäßige, detaillierte Berichte über geschlechtsspezifische Lohnunterschiede.
Wird in einer Tätigkeitskategorie eine Lohnlücke von 5% oder mehr festgestellt, die nicht objektiv gerechtfertigt werden kann, müssen Arbeitgeber innerhalb von sechs Monaten handeln – andernfalls droht ein vollständiges Entgeltaudit unter Beteiligung von Arbeitnehmervertretern.
Egal, ob Sie Personio bereits zur Verwaltung Ihrer HR-Prozesse nutzen oder gerade erst beginnen, Lösungen zu prüfen – das Verständnis der praktischen Auswirkungen dieser Richtlinie ist unerlässlich. Dieser Beitrag erklärt, was die Richtlinie bedeutet, warum sie wichtig ist und welche konkreten Schritte Sie zur Vorbereitung unternehmen können – unabhängig davon, wo Sie sich auf Ihrem Compliance-Weg befinden.
Warum diese Richtlinie wichtig ist – und warum gerade jetzt
Beginnen wir mit einigen Zahlen: 2023 lag der durchschnittliche geschlechtsspezifische Lohnunterschied in der EU bei 12%. Die Unterschiede variieren jedoch stark – Österreich liegt bei 18,3%, Deutschland bei 17,6%, die Niederlande bei 12,5%, Frankreich bei 12,2% und Spanien bei 9,2%. Selbst Italien mit einer deutlich niedrigeren Lücke ist nicht immun gegen die Notwendigkeit von Transparenz.
In Deutschland verdienten Frauen 2024 pro Stunde 16% weniger als Männer.
Die EU-Richtlinie zur Lohntransparenz geht diese hartnäckigen Unterschiede direkt an. Für Unternehmen mit 50+ Mitarbeitenden bedeutet die Richtlinie einen neuen Standard: Gehaltsspannen müssen mit jedem Bewerbenden geteilt werden, Mitarbeitende müssen Zugang zu Gehaltsinformationen haben, und Unternehmen müssen über geschlechtsspezifische Lohnunterschiede berichten. Besteht in einer Tätigkeitskategorie eine Lücke von 5% oder mehr ohne objektive Rechtfertigung, haben Arbeitgeber nur sechs Monate Zeit, diese zu schließen – andernfalls droht ein umfassendes Entgeltaudit.
“Gleiche Arbeit verdient gleichen Lohn. Und gleicher Lohn erfordert Transparenz. Frauen müssen wissen, ob ihre Arbeitgeber sie fair behandeln. Und wenn das nicht der Fall ist, müssen sie die Möglichkeit haben, sich zu wehren und zu bekommen, was ihnen zusteht.“

Ursula von der Leyen
Präsidentin der Europäischen Kommission
Was bedeutet das für HR- und People-Teams?
Hier ist, worauf sich Organisationen – sowohl aktuelle Personio-Nutzende als auch jene, die eine neue HR-Lösung in Betracht ziehen – vorbereiten müssen:
Gehaltstransparenz: Jede Stellenausschreibung muss die Gehaltsspanne klar angeben. Die Frage nach der Gehaltshistorie ist untersagt, und jede bewerbende Person kann Gehaltsinformationen anfordern.
Rechte der Mitarbeitenden: Mitarbeitende können das Durchschnittsgehalt für Kolleg:innen in ähnlichen Positionen anfordern, aufgeschlüsselt nach Geschlecht. Arbeitgeber müssen prompt und genau antworten – unter Wahrung personenbezogener Daten.
Berichterstattung und Audits: Unternehmen mit 100+ Mitarbeitenden müssen jährliche, prüfbare Berichte über geschlechtsspezifische Lohnunterschiede erstellen. Werden Unstimmigkeiten festgestellt, ist schnelles Handeln erforderlich.
Objektive Gehaltsstrukturen: Arbeitgeber müssen definieren und dokumentieren, wie Gehalt mit Fähigkeiten, Kompetenzen und Entwicklung verknüpft ist. Es geht nicht nur um Fairness – sondern darum, diese auf Nachfrage nachweisen zu können.
Warum der Aufwand? Transparenz bietet weit mehr als nur Compliance
Die Vorteile gehen weit über die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben hinaus. Unternehmen, die Lohntransparenz praktizieren, sind bis zu 21% häufiger hochprofitabel. Die Schließung der geschlechtsspezifischen Lohnlücke könnte bis 2030 bis zu 280 Milliarden Euro zum EU-BIP beitragen – und weltweit 12 Billionen US-Dollar. Zudem verzeichnen Organisationen, die bei Transparenz führend sind, stärkeres Interesse von Top-Talenten und bessere Mitarbeiterbindung, wobei die Kosten für Fluktuation zwischen 90–200% des Jahresgehalts liegen.
Über diese übergeordneten Geschäftsergebnisse hinaus gewinnen HR-Abteilungen unmittelbare, praktische Vorteile. Klare Gehaltsstrukturen vereinfachen individuelle Verhandlungen und bieten objektive Rahmenbedingungen, die Gespräche mit Führungskräften und Mitarbeitenden erleichtern. Die durch die Richtlinie erforderliche Datenarbeit verbessert die gesamte HR-Datenqualität – und schafft eine stärkere Grundlage für Workforce Planning, Budgetierung und strategische Entscheidungen.
HR-Teams, die Gehaltsanalysen beherrschen, positionieren sich als strategische Partner der Geschäftsführung, nicht nur als Hüter von Vorschriften. Und die Recruiting-Erfolge sind sofort spürbar: Gehaltsspannen in Stellenanzeigen ziehen passendere Kandidat:innen an und beschleunigen den Einstellungsprozess messbar.
Wie Personio helfen kann (und wie es weitergeht)
Personio ist darauf ausgelegt, Compliance weniger entmutigend und stärker automatisiert zu gestalten. Von der Verwaltung von Stellenanzeigen und Gehaltsbändern bis hin zur Bereitstellung audit-fähiger Dokumentation und Echtzeit-Gehaltsanalysen – unsere Softwarelösung hilft HR-Teams, gesetzliche Anforderungen in einfache Workflows zu verwandeln.
Um Ihnen zu helfen, diese neuen Anforderungen sicher zu meistern, haben wir einen umfassenden Compliance-Leitfaden entwickelt, der auf Ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist. Unser Leitfaden erläutert die Grundlagen der Richtlinie und bietet einen klaren Fahrplan für den Aufbau transparenter, zukunftsfähiger HR-Prozesse.

Vivecca Frank
Vivecca Frank ist Associate Product Marketing Manager bei Personio und konzentriert sich auf Kernfunktionen wie Zeiterfassung, Abwesenheiten, Gehälter und die mobile App. Mit über zehn Jahren Erfahrung im Marketing und mehr als sechs Jahren im SaaS-Bereich arbeitet sie an der Schnittstelle zwischen Produktentwicklung und Kundenbedürfnissen – und stellt sicher, dass die Tools von Personio praxisnah sind und den Arbeitsalltag wirklich unterstützen.
