16. September 2025
Mitarbeitende fordern Investitionen in Kompetenzen und Flexibilität, während HR-Führungskräfte mit steigenden Kosten konfrontiert sind

Eine neue Studie von Personio zeigt eine wachsende Diskrepanz zwischen den Erwartungen der Mitarbeitenden und dem, was Unternehmen tatsächlich bieten – und appelliert an HR-Führungskräfte, ihre Strategien zur Mitarbeiterbindung zu überdenken.
München – 16. September 2025 – Die Kluft zwischen den Erwartungen der Mitarbeitenden und den Angeboten ihrer Arbeitgeber wird immer größer. Laut Personio, Europas führendem Anbieter von HR-Software für kleine und mittelständische Unternehmen, ziehen 45 % der Beschäftigten in Deutschland (in EMEA 51 %) einen Jobwechsel innerhalb des nächsten Jahres in Betracht – getrieben durch die Diskrepanz zwischen Erwartung und Realität.
Dies zeigte sich im HR Insights Report von Personio, der jährlich insgesamt 6.000 Mitarbeitende und 3.000 HR-Entscheider:innen in Europa befragt. In Deutschland geben die befragten Mitarbeitenden dabei vor allem das stressige Arbeitsumfeld (33 %) und die schlechte Bezahlung (30 %), mangelnde Work-Life-Balance (29 %) sowie schwache Führung (28 %) als Gründe für ihren möglichen Wechsel an. Fast jede zweite HR-Führungskraft in Deutschland (48 %) sieht den Fachkräftemangel als größtes Risiko für 2025 – deutlich mehr als im europäischen Schnitt (39 %). Ein besonderes Spannungsfeld hierzulande: Lohntransparenz. Ein Viertel der befragten HR-Verantwortlichen (25 %) befürchtet Konflikte, sobald Gehaltsunterschiede offengelegt werden.
Während die Gesamtzahl der HR-Führungskräfte, die in den nächsten 12 Monaten mit Entlassungen rechnen, von 60 % im Jahr 2024 auf 39 % im Jahr 2025 gesunken ist, verursacht die fehlende Übereinstimmung der Personalplanung auf den realen Unternehmensbedarf weiterhin hohe Kosten. Allein im vergangenen Jahr erzeugten Fehlbesetzungen, ineffektive Weiterbildungsmaßnahmen, Kompetenzlücken, unzureichende Personalplanung und Fluktuation für KMUs durchschnittlich 274.515 € an vermeidbaren Kosten.
Junge Talente gewinnen und fördern wird zur Priorität
Das Rekrutieren und Fördern von Berufseinsteiger:innen ist für Arbeitgeber inzwischen zur zentralen Herausforderung geworden: Rund die Hälfte der HR-Führungskräfte sieht es als zunehmend schwierig an, Kandidat:innen in ihren Zwanzigern für sich zu gewinnen. Mehr als die Hälfte (55 %) von ihnen sagt außerdem, dass Kandidat:innen heute schlechter vorbereitet sind als noch vor der Pandemie. Das veranlasst 62 % der HR-Teams dazu, ihre Strategien zu überdenken – mit stärkerem Fokus auf Onboarding und klarer Karriereplanung von Anfang an.
Parallel dazu verändert sich die Arbeitswelt rasant: Der Anteil jüngerer Generationen in Unternehmen nimmt stetig zu – gleichzeitig verdrängen aber KI und Automatisierung immer mehr klassische Einstiegsrollen, die bislang durch manuelle und repetitive Tätigkeiten geprägt waren.
Trotz dieser Herausforderungen sagen 64 % der HR-Führungskräfte, dass Nachwuchstalente im Zentrum ihrer Personalstrategie stehen.
Lenke Taylor, Chief People Officer bei Personio, kommentiert: “Der Fachkräftemangel erschwert bereits heute die Einstellung und Bindung von Mitarbeitenden – und unsere Studie zeigt, dass diese Herausforderung weiter wächst. HR-Führungskräfte haben jetzt die Chance, Kompetenzen mit Unternehmenszielen zu vereinen und Arbeitsplätze zu schaffen, die motivierend, produktiv und erfüllend sind. Das bedeutet: in Entwicklung investieren, Mitarbeitenden vertrauen und auf Potenzial statt auf Abschlüsse setzen.”
KI-Einführung überholt Mitarbeiterförderung
Während 68 % der Mitarbeitenden (in EMEA 66 %) davon überzeugt sind, dass ihre Fähigkeiten auch mit KI relevant bleiben, erhalten nur 39 % (in EMEA 36 %) derzeit passende Schulungen oder Unterstützung für entsprechende KI-Tools von ihrem Arbeitgeber. Diese Lücke ist nicht nur ein Trainingsproblem – sie birgt auch Risiken für Produktivität und Mitarbeiterbindung.
Besonders junge Berufstätige treiben die Entwicklung voran: 50 % der 25-34-Jährigen in Deutschland (in EMEA 58 %) entwickeln aktiv KI-Kompetenzen. Gleichzeitig wünschen sich 37 % (in EMEA 44 %) mehr Unterstützung durch ihre Organisation – wer sie nicht bekommt, ist zu 35 % häufiger auf Jobsuche oder hat bereits gewechselt.
Auf der anderen Seite investieren deutsche HR-Führungskräfte zunehmend in Technologie: 47 % nennen KI und Automatisierung als oberste Priorität für die nächsten 12 Monate – noch vor Recruiting (42 %) und Weiterbildung (34 %). Gleichzeitig bestehen weiterhin Vorbehalte gegenüber der Einführung von KI im Einklang mit dem deutschen Arbeitsrecht. Besonders die Einhaltung von Datenschutz und Privatsphäre bereitet Sorgen: Ein Viertel der befragten HR-Verantwortlichen sieht hier kritische Herausforderungen.
Abschlüsse verlieren an Bedeutung – Fähigkeiten und Potenzial zählen
Arbeitgeber und Mitarbeitende verlagern ihren Fokus von akademischen Abschlüssen hin zu praktischen Fähigkeiten und Entwicklungspotenzial. 62 % (in EMEA 66 %) der HR-Führungskräfte setzen bei der Personalauswahl auf Eignung statt auf formale Qualifikationen, und 65 % haben ihre Recruiting-Prozesse entsprechend angepasst.
Auch die Mitarbeitenden unterstützen diesen Wandel: 46 % in Deutschland (in EMEA 52 %) halten Universitätsabschlüsse für weniger relevant, 56 % (in EMEA 64 %) fordern mehr Fokus auf übertragbare Fähigkeiten und Potenzial. KI beschleunigt diesen Trend zusätzlich: 43 % der HR-Führungskräfte nutzen KI bereits für strategische Personalplanung, einschließlich Kompetenzlücken-Analysen und Prognosen.
Jüngere Mitarbeitende wollen Bürozeit – aber flexibel
Die Studie zeigt deutlich über alle Altersgruppen hinweg: Mitarbeitende wünschen sich mehr Kontrolle darüber, wann und wie sie arbeiten.
Jüngere Mitarbeitende schätzen die Zeit im Büro, möchten aber selbst entscheiden, wie sie gestaltet wird – ein deutliches Signal gegen das klassische ‚nine-to-five‘ Arbeitszeitmodell, das 45 % (in EMEA 54 %) als überholt betrachten. Die Mehrheit der 25-34-Jährigen (54 %) geben an, aktuell flexibel zu ihren produktivsten Zeiten arbeiten zu können. 36 % der 25-34-Jährigen (in EMEA 42 %) sagen, dass sie im Büro am produktivsten sind, gleichzeitig geben 30 % (in EMEA 31 %) an, zu Hause produktiver zu sein. Ein Blick auf die ältere Generation zeigt ein anderes Bild: 45 % der über 55-Jährigen in Deutschland sind im Büro am produktivsten, nur 26 % hingegen im Home Office. Das zeigt: Flexibilität, nicht der Ort, ist entscheidend für Leistung über alle Generationen hinweg. Die 35-44-Jährigen zeigen sich ambivalent – mit ähnlichen Produktivitätswerten im Homeoffice und im Büro.
Trotz ihrer Produktivität im Büro ist die junge Generation am widerstandsfähigsten gegenüber starren Büroregelungen: 37 % der 25-34-Jährigen (in EMEA 38 %) würden einen Jobwechsel in Betracht ziehen, wenn sie mehr als drei Tage pro Woche ins Büro müssten – obwohl 40 % (in EMEA 43 %) aktuell dazu verpflichtet sind. Ältere Mitarbeitende (55+) sind seltener von häufiger Büro-Anwesenheitspflicht betroffen – nur 28 % berichten von entsprechenden Anforderungen.
Den gesamten Report finden Sie hier.
* Methodik Die Studie wurde von Censuswide durchgeführt und basiert auf einer Stichprobe von 6.001 Mitarbeitenden und 3.003 HR-Entscheider:innen in Unternehmen mit 10-2.000 Mitarbeitenden in Deutschland, Großbritannien, Spanien und den Niederlanden. Die Datenerhebung erfolgte zwischen Juni und Juli 2025.
Über Personio Gegründet im Jahr 2015 mit Hauptsitz in München ist Personio Europas führender Anbieter von HR-Softwarelösungen für kleine und mittelständische Unternehmen. Die All-in-One-Plattform unterstützt HR-Teams dabei, zentrale Prozesse wie Recruiting, Mitarbeiterverwaltung und Gehaltsabrechnung zu digitalisieren und zu automatisieren. Mit 15.000 Kunden und über 1.800 Mitarbeitenden zählt Personio zu den wertvollsten Tech-Unternehmen Europas. Das Unternehmen betreibt Büros in München, Berlin, London, Dublin, Madrid, Barcelona, Amsterdam und New York.
Weitere Informationen: www.personio.de