Praktikumszeugnis: Richtig und schnell verfassen

Das Zeugnisschreiben für Praktikanten ist gesetzliche Pflicht, wenn auch für viele Unternehmen eine lästige. Was Sie beachten müssen und wie Sie es zügig erstellen können, erfahren Sie hier.

Es gibt Schulpraktikanten, Fachpraktikanten, Studentenpraktikanten, Pflichtpraktikanten und freiwillige Praktikanten. Aber egal, ob Ihr Unternehmen freiwillige Ferienpraktika oder sechsmonatige Pflichtpraktika für Studierende anbietet, eines haben sie alle gemeinsam: Nach Ablauf der Beschäftigung hat jeder Praktikant das Recht darauf, ein schriftliches Zeugnis zu erhalten (§ 109 Gewerbeordnung).

Leider ist es schlechte Sitte in vielen Unternehmen, Praktikanten ihr Zeugnis selber schreiben zu lassen. Das ist aus zwei Gründen nicht anzuraten:

  • Aus Praktikanten können Auszubildende oder Mitarbeiter werden. Nutzen Sie die Gelegenheit, um zu prüfen, ob der Praktikant Ihrem betrieblichen Anforderungsprofil entspricht. Wenn Sie sich ein paar Minuten Zeit nehmen, in den üblichen Zeugniskategorien zu denken, können Sie seine Persönlichkeit, Einsatzbereitschaft und praktischen Fertigkeiten besser einschätzen und sich eventuell den Suchprozess nach einem neuen Mitarbeiter ersparen.

  • Praktikanten sprechen über Ihr Unternehmen nach außen, über die Organisation und Gestaltung des Praktikums, aber auch über das Arbeitsklima und das, was sie tatsächlich im Unternehmen erlebt haben. Der Satz „Ich musste mein Zeugnis selber schreiben” hinterlässt immer einen faden Nachgeschmack. Wenn Sie hingegen das Praktikumszeugnis schreiben, zeigt das Wertschätzung und signalisiert Ihren Praktikanten, dass Sie sich mit der Leistung der Praktikanten auseinandersetzen.

Unterschied zwischen Praktikumsbescheinigung, Praktikumsbeurteilung und qualifiziertem Praktikumszeugnis

Praktikumsbescheinigung

Praktikumsbescheinigungen sind vor allem bei einem Schulpraktikum üblich. Für Schüler reicht in der Regel ein unterschriebener Praktikumsnachweis, der belegt, dass ein Praktikum absolviert wurde. Die Praktikumsbescheinigung muss nur die Rahmenbedingungen enthalten, also die wöchentliche Arbeitszeit und ob der Praktikant jeden Tag anwesend war. In der Bescheinigung wird weder die Leistung noch das Verhalten des Praktikanten bewertet. Schulpraktikanten bringen meist Formulare aus der Schule mit, die Sie nur noch unterschreiben müssen.

Praktikumsbeurteilung

Hinter dem Begriff Praktikumsbeurteilung versteckt sich das sogenannte einfache Praktikumszeugnis. Das einfache Praktikumszeugnis muss jeder Praktikant erhalten. Es ist zwingend vorgeschrieben! Das einfache Praktikumszeugnis ist kurz, meist eine halbe DIN A4-Seite lang, und enthält Angaben zu Art und Dauer der Tätigkeit. Das heißt, der Bereich/die Abteilung werden genannt sowie die Hauptbeschäftigung oder das Projekt, in das der Praktikant eingebunden war.

Pflichtpraktikanten, bei denen das Praktikum fester Bestandteil von Berufsausbildung oder dem Studium ist, benötigen offiziell oft nur ein einfaches Praktikumszeugnis als Nachweis gegenüber der Schule oder Hochschule. In der Praxis bitten sie aber meistens um ein qualifiziertes Praktikumszeugnis, das ihnen auf ihrem späteren Berufsweg nützlich sein könnte.

Erfüllen Sie Praktikanten, die länger als vier Wochen bei Ihnen gearbeitet haben, auf jeden Fall den Wunsch nach einem qualifizierten Zeugnis. Auch im Eigeninteresse, denn der Praktikant könnte ein künftiger Bewerber oder Kunde sein.

Qualifiziertes Praktikumszeugnis

Indirekt vorgeschrieben ist das qualifizierte Praktikumszeugnis nur für Studierende in einem freiwilligen Praktikum (§§26, § 16 BBiG). Studierende, die beispielsweise die Semesterferien nutzen, um Arbeitgeber und Branchen kennenzulernen, haben das Recht, sich Art, Dauer und Ziel sowie die erworbenen Fertigkeiten und Kenntnisse nachweisen zu lassen. Wenn einem Praktikanten dies nicht reicht, hat er das Recht, ein Zeugnis zu verlangen, dass auch Angaben über Führung, Leistung und besondere fachliche Fähigkeiten beschreibt – also ein qualifiziertes Zeugnis.

Das qualifizierte Praktikumszeugnis umfasst ein bis zwei DIN A4-Seiten. Zum inhaltlichen Grundgerüst zählt neben Angaben zur Art und Tätigkeit des Praktikums auch eine detailliertere Beschreibung des Aufgabenbereichs des Praktikanten. Darüber hinaus werden in einem qualifizierten Praktikumszeugnis Leistungen, Sozialverhalten und Engagement bewertet.

Was muss die Praktikumsbeurteilung/das Praktikumszeugnis enthalten?

Die Gestaltung einer Praktikumsbeurteilung ist gesetzlich festgelegt. So muss das Zeugnis, laut Paragraph § 109 der Gewerbeordnung, „klar und verständlich formuliert sein. Es darf keine Merkmale oder Formulierungen enthalten“, die versteckte Aussagen über den Arbeitnehmer treffen. Außerdem ist laut Gewerbeordnung „die Erteilung des Zeugnisses in elektronischer Form ausgeschlossen“, also muss es auf Firmenpapier ausgedruckt sein. Folgende Angaben sind Bestandteil einer Praktikumsbeurteilung:

  • Datum des Ausstellungszeitpunktes

  • Name und Geburtsdatum des Praktikanten

  • Praktikumszeitraum

  • Tätigkeitsbereich

  • Beurteilung seiner Leistungen Schlussformel

  • Datum und Unterschrift des Praktikumsgebers

Stellen Sie ein qualifiziertes Zeugnis aus, gelten bei der Formulierung die gleichen Regeln wie bei normalen Arbeitszeugnissen. Sie können auf Standardformulierungen wie „zu unserer vollsten Zufriedenheit“ oder „zu unserer vollen Zufriedenheit“ zurückgreifen. Diese Formulierungen helfen beim Verfassen eines Praktikumszeugnisses. Im Praktikumszeugnis Muster lesen Sie, welche sprachlichen Codes in der Zeugnissprache üblich sind und was sie bedeuten.

Der Anspruch auf ein Praktikumszeugnis verjährt nach drei Jahren.

Fazit

Wenn Sie mehrmals im Jahr Praktikanten beschäftigen, erleichtern Sie sich das Schreiben des Zeugnisses enorm, wenn sie einen Prozess hinterlegen.

  • Fragen Sie den Praktikanten gleich zu Beginn, ob er eine einfache Praktikumsbeurteilung (einfaches Zeugnis) braucht oder ein qualifiziertes Zeugnis.

  • Geben Sie dem Vorgesetzten Zugriff auf die Vorlage, die Sie oben herunterladen können, in der er die Tätigkeiten des Praktikanten, seine Fertigkeiten und sein Arbeitsverhalten stichwortartig festhalten kann. Somit hat er gleichzeitig ein Muster, an dem er sich orientieren kann.

  • Mit dem Ende des Praktikums formulieren Sie in der Personalabteilung die Stichworte aus und unterschreiben das Zeugnis.

Auf diese Weise erstellen Sie Praktikumszeugnisse mit einem minimalen Aufwand.